Ein denkwürdiges Abiturerlebnis
Im Eckener-Gymnasium werden Prüfungen in der Turnhalle geschrieben

Gute Rahmenbedingungen für alle schaffen und beruhigen. Das hat sich Schulleiter Klaus-Peter Bender für die letzten Wochen seines Berufslebens vorgenommen. | Foto: Philipp Hartmann
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  • Gute Rahmenbedingungen für alle schaffen und beruhigen. Das hat sich Schulleiter Klaus-Peter Bender für die letzten Wochen seines Berufslebens vorgenommen.
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An die letzten Wochen dieses Schuljahrs werden sich Tausende Mädchen und Jungen in Berlin wohl für immer erinnern. Unterricht und Prüfungen finden unter besonderen Bedingungen statt. Um die Einhaltung der Hygieneregeln zu gewährleisten, wird ein enormer Aufwand betrieben.

Am Eckener-Gymnasium ist momentan nichts mehr so wie vor der Corona-Krise. Die Schüler werden gestaffelt in kleinen Gruppen zu verschiedenen Uhrzeiten bestellt. Statt den Eingang durch die Vordertür zu nehmen, werden sie über die Feuerwehrzufahrt auf dem Schulhof in Empfang genommen. Mit Kegeln sind Stellplätze markiert, an denen sie warten müssen, bevor sie von den Lehrern ihren Platz zugewiesen bekommen. Danach geht es einzeln weiter in die Turnhalle oder die Aula, wo die Abiturienten ihre Prüfungen absolvieren. „Auf dem Weg besteht für die Schüler die Möglichkeit, eine Desinfektionslösung zu benutzen“, erklärt Schulleiter Klaus-Peter Bender. Hausmeister Guido Radde hat extra Pfeile auf den Boden geklebt, welche die Laufrichtung anzeigen. So soll vermieden werden, dass sich Schüler auf den Gängen entgegenkommen.

Die Prüfungsmaterialen liegen bereits auf den Tischen, wenn die Schüler an ihren Plätzen ankommen. „Damit können sie, ohne dass sie in unmittelbaren Kontakt mit Lehrkräften treten oder Materialien austauschen müssen, direkt ihre Prüfung schreiben“, sagt Klaus-Peter Bender. Auch hinterher erfolgt keine Übergabe von Hand zu Hand. „Zwischen den Tischreihen sind vier Meter Abstand, damit jeder, der dort durchläuft, immer den Mindestabstand einhalten kann.“ In jedem Prüfungsraum liegen Handschuhe und Masken bereit. Schülern steht die Nutzung einer Maske frei. Lehrer müssen sie tragen, wenn sie den Mindestabstand unterschreiten. Ist die Prüfung vorbei, werden alle Räume gelüftet sowie sämtliche Fußböden, Tische, Stühle, Türen und Türklinken gereinigt. „Mir war ganz wichtig, dass sowohl das Kollegium, natürlich aber auch die Schüler und die Eltern sehen, dass wir das hier im Rahmen der Vorgaben sehr gewissenhaft und gründlich umgesetzt haben und sie beruhigt ihre Kinder herschicken können“, berichtet Bender. „Die Schüler halten die Regeln weitestgehend ein und gehen mit der Situation, wie ich finde, sehr verantwortungsbewusst um.“ Bis zum 19. Mai laufen die Hauptprüfungen. Anfang Juni sind dann auch die Nachschreibtermine durch.

Von Plänen, parallel zu den Abiprüfungen bis zu den Sommerferien Schülern aller Jahrgangstufen mindestens einmal Präsenzunterricht zu ermöglichen, hält der Schulleiter nichts. „Wenn die Politik sich mal mit der Praxis beschäftigen würde, wäre es viel interessanter. Ich sage: Entweder halte ich die Abstandsregeln ein oder ich schleuse viele Schüler ins Haus. Ich habe mich für ersteres entschieden. Das heißt, wir werden bis zu den Sommerferien, wenn die Abstandsregeln nicht geändert werden, nur für die Jahrgänge zehn und das zweite Semester (elfte Klasse) Präsenzunterricht haben.“ Diese betreten das Gebäude derzeit auf der anderen Seite des Schulgeländes, damit keine Ansammlungen entstehen. Neben der Aula und den beiden Turnhallen gibt es am Eckener-Gymnasium nur noch drei Räume in geeigneter Größe. Alle anderen sind kleiner als 60 Quadratmeter. Dort könnten nur vier bis sechs Schüler gleichzeitig hinein. Um den Unterricht bei diesen Voraussetzungen stattfinden zu lassen, bräuchte es eine immense Anzahl an Lehrern, die nicht zur Verfügung steht. Knapp die Hälfte der 70 Kollegen ist außerdem der Risikogruppe zuzuordnen. Sie bleiben deshalb zu Hause – genau wie die übrigen Jahrgänge, denen weiterhin nur der Online-Unterricht bleibt. „Das ist für mich sozusagen noch mal ein kleines Highlight“, kommentiert Klaus-Peter Bender, der Ende Juni in Pension geht, die Situation ironisch.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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