Schüler machen Zeitung wie die Profis: Der „Schlaufuchs“ hat schon Preise abgeräumt
Es ist Montag, Punkt 14 Uhr, in der Grundschule auf dem Tempelhofer Feld. Der Unterricht ist vorbei, doch 16 Schüler wollen noch nicht nach Hause gehen. Sie versammeln sich stattdessen zu einer Redaktionssitzung. Die neue „Schlaufuchs“-Ausgabe muss besprochen werden.
Dort – im unscheinbaren Computerraum – entsteht eine Schülerzeitung, die Ende Januar im Roten Rathaus schon zum sechsten Mal als eine der besten Berlins ausgezeichnet wurde. Auch für die neue Ausgabe haben sich die Fünft- und Sechstklässler wieder mächtig ins Zeug gelegt. 80 Seiten voller Interviews, Berichte und Comics. Die Schüler schreiben über den Schulalltag und Exkursionen. Es gibt unter anderem Artikel über Fußballturniere und Vorlese-Wettbewerbe, das Kinderrechte-Filmfestival und ein Interview mit Bildungssenatorin Sandra Scheeres.
Dafür unternehmen die „Schlaufüchse“, wie sich nennen, immer wieder spannende Ausflüge. Sie besuchten zum Beispiel die Grüne Woche und die Berlinale. Mit dem Social-Media-Team der Polizei Berlin diskutierten sie über Cybermobbing und Ende März treffen sie Zoodirektor Andreas Knieriem. Sogar den Regierenden Bürgermeister Michael Müller durften die Schüler schon interviewen. Dessen Kinder wurden früher ebenfalls in der Grundschule auf dem Tempelhofer Feld unterrichtet. Im Interview sei Müller daher auch „total locker“ gewesen, wie Schulleiter Olaf Garbe erzählt.
"Ich möchte gern mal Angela Merkel treffen"
Den „Schlaufuchs“ mit Leben zu füllen, macht den Kindern großen Spaß. „Es ist lustig, die Zeitung in der Hand zu halten, bei der man selbst mitgearbeitet hat“, erzählt Felix (11) begeistert. „Ich denke mir gerne Geschichten aus“, erklärt Lydia (11), warum sie sich dem Redaktionsteam angeschlossen hat. Für Solène (11) sind vor allem die Interviews mit bekannten Leuten besonders. Sie interessiere sich sehr für den Umweltschutz und würde gerne mal jemanden aus dem Bundestag treffen, sagt sie. Bruno (12) hat sogar einen ganz konkreten Wunsch: „Ich möchte gerne mal Angela Merkel treffen. Dann würde ich sie fragen, wie es sich anfühlt, solange zu regieren und so viel Macht zu haben.“ Auf die Frage, ob sie später auch beruflich als Journalisten arbeiten möchten, geben sich die jungen Zeitungsmacher eher zurückhaltend. Doch egal welchen Weg sie auch einschlagen, die Mitarbeit bei den „Schlaufüchsen“ lohnt sich in jedem Fall.
Erste Ausgabe erschien bereits 2006
„Es ist wichtig, dass die Kinder Medienkompetenz aufbauen. Das gelingt am besten, wenn sie selbst die Medien machen, lernen zu recherchieren und einen Eindruck bekommen, wie Journalisten arbeiten“, erklärt Lehrerin Andrea Huber. Gemeinsam mit Schulleiter Olaf Garbe kümmert sie sich um die Organisation der Schülerzeitung, die Ausflüge und das Erscheinen im Internet. Die erste Ausgabe erschien bereits 2006. Garbe und einige Schüler hatten damals die Idee dazu. Seitdem sind 24 Ausgaben erschienen. „Anfangs wurden die noch zusammengetackert. Jetzt werden sie richtig schön gedruckt und sehen aus wie ein Magazin“, erzählt Garbe. 300 Exemplare gibt es pro „Schlaufuchs“, der halbjährig erscheint und einen Euro kostet. Ist die neue Ausgabe da, ist sie immer auch ganz schnell wieder vergriffen. Nicht nur die Schüler, sondern auch die Eltern greifen beherzt zu.
In Zukunft soll es von den „Schlaufüchsen“ auch online noch mehr zu sehen geben. Hier möchten sie vor allem noch mehr Videos von ihren Ausflügen hochladen. Und dann steht vor den Sommerferien noch ein besonderes Jubiläum an: Ausgabe Nummer 25. Dafür werden die Schüler in ihrem Computerraum sicher wieder tolle Ideen austüfteln.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.