Drogenhandel entlang der U6: Heroinkugeln laut Polizei am häufigsten im Umlauf

Auch unter den Brücken am S- und U-Bahnhof Tempelhof wird mit Heroin gehandelt. | Foto: Philipp Hartmann
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Auf ihrem Arbeitsweg kommt Nicole Schulze täglich mit dem Rad am Bahnhof Tempelhof vorbei. Wenn sie unter der Ringbahnbrücke durchfährt, sieht sie laut eigener Aussage regelmäßig Drogensüchtige auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Mit ihren Beobachtungen wandte sie sich an unsere Redaktion.

Vor etwa zwei Jahren sei es meist noch Grasgeruch gewesen, den sie am Bahnhof wahrgenommen habe. Inzwischen aber habe sie festgestellt, dass dort nicht nur „weiche“ Drogen konsumiert werden. „Abends gegen 18 Uhr sitzen dort drei bis vier Junkies, die notdürftig mit Taschen oder Regenschirmen zu verstecken versuchen, dass sie sich auf einer Alufolie etwas erhitzen“, schrieb uns Nicole Schulze in einer E-Mail. Sie mache sich Sorgen um die Familien, die dort auf dem Weg zum Tempelhofer Feld unterwegs sind und habe das Gefühl, dass Dealer aus anderen Bezirken nach Tempelhof verdrängt werden. Wir haben daraufhin die Polizei um eine Stellungnahme gebeten.

Polizeisprecher Thilo Cablitz zufolge ist den Beamten des Abschnitts 44 ein Handel mit Drogen nicht nur am Bahnhof Tempelhof bekannt. Vielmehr sei dies an allen acht Bahnhöfen entlang der U-Bahnlinie 6, die in ihrem Zuständigkeitsbereich liegen (Platz der Luftbrücke bis Alt-Mariendorf), beobachtet worden. „Hier werden wechselnde Bahnhöfe als Verkaufs- und Konsumierungsort für Drogen genutzt“, so Cablitz. „Beim S- und U-Bahnhof Tempelhof handelt es sich um einen Umsteigebahnhof. Wie bei vielen dieser Art nutzen oftmals Wohnungslose die Örtlichkeit, um dort zu verweilen und gegebenenfalls auch zu betteln. Insbesondere in den kalten Jahreszeiten richten sich diese dort häuslich ein und konsumieren ihre zuvor erworbenen Drogen.“ Im Bereich des Bahnhofs Tempelhof wird laut Polizeiauskunft vorwiegend mit Heroinkugeln gehandelt.

Von Januar bis Juli haben die Beamten elf Strafanzeigen im Zusammenhang mit Drogen aufgenommen, die mittels Umkreissuche vom U-Bahnhof Tempelhof in einem Radius von 200 Metern ausgehend erfasst wurden. Viermal wurde demnach ein „allgemeiner Verstoß mit Heroin“ sowie dreimal ein „unerlaubter Handel mit Heroin“ festgestellt. Im gleichen Zeitraum des Vorjahrs waren es mit insgesamt 23 Strafanzeigen – darunter 19 wegen Heroinhandels und -verstößen – jedoch noch doppelt so viele. Die Polizei führt laut Cablitz täglich Streifengänge zu unterschiedlichen Tageszeiten durch, bei denen alle acht U-Bahnhöfe berücksichtigt werden. „Weiterhin werden im Rahmen von ÖPNV-Streifen der Bereich S- und U-Bahnhof Tempelhof durch längere Präsenzzeiten auf dem Bahnhof, in der Zwischenebene und an den Eingangsbereichen überwacht und ggf. verdächtige Personen überprüft.“ Der S-Bahnhof Tempelhof sei außerdem als Standort für den Einsatz der „Mobilen Wache“ ausgewählt worden, um „für einen längeren Zeitraum mit uniformierten Polizeibeamten vor Ort präsent zu sein“.

Die Bahnhöfe der U6 werden, so die Polizei, „durch eingesetzte Zivilkräfte regelmäßig verdeckt beobachtet und überprüft und diese können somit von der breiten Öffentlichkeit nicht unmittelbar wahrgenommen werden.“ Infolge regelmäßig durchgeführter Schwerpunkteinsätze sei bereits eine Vielzahl von Drogenhändlern aus ihrer Anonymität herausgeholt worden. „In diesem Jahr konnten bereits die ersten Haftbefehle erwirkt und vollstreckt werden“, erklärt Thilo Cablitz.

Auch unter den Brücken am S- und U-Bahnhof Tempelhof wird mit Heroin gehandelt. | Foto: Philipp Hartmann
Im S- und U-Bahnhof Tempelhof halten sich regelmäßig Wohnungslose auf, die laut Polizei dort auch ihre erworbenen Drogen konsumieren. | Foto: Philipp Hartmann
Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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