Adebar und der Kindersegen
Der Storchenbrunnen ziert den Adolf-Scheidt-Platz in der Gartenstadt Neu-Tempelhof

Die Häuser bilden ein Rund um den Adolf-Scheidt-Platz, auf dem der Storchenbrunnen steht. | Foto: Schilp
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  • Die Häuser bilden ein Rund um den Adolf-Scheidt-Platz, auf dem der Storchenbrunnen steht.
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An einem zentralen Ort der Gartenstadt Neu-Tempelhof, auf dem Adolf-Scheidt-Platz, steht der Storchenbrunnen. Entworfen wurde er 1931 von Ernst Seger. Mit seinem Werk wollte er wahrscheinlich den Kinderreichtum und die Kinderfreundlichkeit der Siedlung widerspiegeln.

Der Brunnen bildet den Mittelpunkt des Schmuckplatzes, der 1924 bis 1931 angelegt wurde und heute ein Gartendenkmal ist. Auf der Spitze des Pfeilers thront ein Vogelnest mit einem Storchenpaar. Das Männchen steht wachsam mit erhobenem Kopf, das Weibchen sitzt, vermutlich brütend.

Warum Störche mit der Geburt eines Kindes verbunden sind, darüber gibt es einige Theorien. Sicher ist, dass sie, weil sie im Frühjahr aus Afrika zurückkehren, mit neu erwachendem Leben in Zusammenhang gebracht werden. Außerdem waten sie häufig durchs Wasser, das ein uraltes Symbol für Fruchtbarkeit und ungeborenes Leben ist. Oder geht das Ganze doch auf das Heilkraut „Storchschnabel“ zurück, das, täglich als Tee getrunken, die Fruchtbarkeit von Frau und Mann fördern soll? Fest steht, dass Weißstörche von vielen Kulturen als Glücksbringer verehrt werden.

Aber nicht nur die Kinder bringenden Vögel schmücken den Brunnen, sondern auch acht Mädchen und Jungen, die einen engen Reigen auf dem steinernen Sockel bilden. Ein genauerer Blick ist interessant. Sie gliedern sich in vier Gruppen. Auf der Seite Richtung Manfred-von-Richthofen-Straße drängen sich drei Kinder vor einem Apfelbaum, auf der nächsten sind ein Mädchen mit einem Tamburin und ein hockender Jungen, der mit einem Dackel spielt, zu sehen.

Zur Hauptseite, Richtung Paradestraße, rahmen ein Junge und ein Mädchen einen leeren Wappenrahmen. Das Mädchen gehört als einzige der Figuren gleichzeitig zu zwei Gruppen: Während es sich mit einem Ellenbogen an den Wappenrahmen lehnt, ruht der andere auf dem Hinterteil eines Bären, der die vierte Seite einnimmt und der einen Jungen trägt. Das könnte auf die Bedeutung der Kleinen hinweisen: Sie soll die Züge von Segers Tochter tragen.

Der Bildhauer (1868-1939) war kein unbedeutender Künstler. Zwei Jahre arbeitete er sogar im Atelier des weltberühmten August Rodin in Paris. Um 1900 machten ihn seine Jugendstilarbeiten populär. Doch nicht nur in der Kaiserzeit, sondern auch im Nationalsozialismus war er angesehen. In der „Großen Deutschen Kunstaustellung“ 1938 in München war er mit drei Plastiken vertreten, und er fertigte auch eine Adolf-Hitler-Büste.

Anders verhält er es mit dem Namensgeber des Platzes, Adolf Scheidt (1870-1947). Der Kommunalpolitiker, der lange in der Friedenauer Fregestraße wohnte und beim Bau der Gartenstadt eine wichtige Rolle spielte, teilte nicht die Weltanschauung der Nazis. Deshalb wurde der 1925 nach ihm benannte Platz 1934 wieder Paradeplatz genannt. Erst 1955 erhielt er erneut den Namen von Adolf Scheidt.

Übrigens ist der Brunnen nicht das einzige Kunstwerk, das Adebare zeigt. Vor dem Haus Gontermannstraße 7 ist eine bronzene Plastik zu sehen, gebildet aus fünf fliegenden Störchen.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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