Kleingartenkolonie "Feldblume" feiert 100-jährigen Geburtstag

Manfred Schmidt bewirtschaftet seine Scholle seit über 40 Jahren und ist praktisch die treibende Kraft für das Gelingen der Geburtstagsfeier. | Foto: HDK
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Tempelhof. Die Vorbereitungen laufen schon seit Monaten. Am 20. Juni wollen die Laubenpieper ganz groß das 100-jährige Bestehen ihrer Kleingartenkolonie „Feldblume 1915“ feiern.

Die Geburtstagsparty mit Musik- und Tanzprogramm, zu der alle Freunde und Nachbarn eingeladen sind, beginnt um 15 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Der Erste Weltkrieg tobt, die Bevölkerung hungert (Stichwort Kohlrübenwinter), als sich 1915 in der damals noch vor den Toren Berlins gelegenen Landgemeinde Tempelhof der „Pflanzerverein Feldblume“ gründet und ein eine große freie Fläche an der Berliner Straße (heute Tempelhofer Damm) pachtet, parzelliert, kolonisiert und mit aus unterschiedlichsten Materialien selbst gezimmerten Lauben bebaut.
Zunächst entstanden sogenannte Armengärten, die ernährungs- und sozialpolitisch von erheblicher Bedeutung waren. Selbstversorgung lautete die Parole. Hauptsächlich wurden Kartoffeln, Rüben, Gemüse und Tabak angebaut sowie Hühner, Tauben, Kaninchen und Ziegen gehalten. Lehranstalten für Obst- und Gemüseanbau boten entsprechende Kurzlehrgänge an und erklären am 28. März 1915 sogar den Anbau der Erbse zur „vaterländischen Pflicht“.

Bereits in ersten beiden Jahrzehnten musste die Kolonie Feldblume zwei größere Geländeverluste hinnehmen, erstens für einen breiten Zugang zum Franckepark, zweitens für den Tempelhofer Rathausbau. In den 1960er-Jahren musste die nun hinter dem Rathaus liegende Kolonie weitere Flächen für eine Kita und einen öffentlichen Grünzug abgeben. Heute sind es noch 103 Parzellen, deren Bestand zunächst bis 2020 im Flächennutzungsplan (FNP) festgeschrieben ist.

Zur Veranschaulichung der Feldblume-Gründerzeit hat Manfred Schmidt auf der Festwiese nach alten Fotovorlagen eine Laube von 1915 nachgebaut. „Gott vertrauen, Bretter klauen, 'ne Laube bauen“, war seinerzeit eine gängige Methode. „Vor Hundert Jahren war dieser Spruch sehr aktuell. Das Material, stapelweise Holzpaletten, für diesen Lauben-Nachbau samt Plumpsklo brauchte ich aber nicht zu klauen. Die Paletten haben Geschäftsleute aus der Umgebung spendiert“, so Schmidt zur Berliner Woche. Der einstige Techniker und Unternehmensberater, Jahrgang 1941, bewirtschaftet seine Scholle seit über 40 Jahren, kann viel erzählen, hat die Festschrift samt Chronik verfasst und ist quasi die treibende Kraft für das Gelingen der Geburtstagsfeier.

Übrigens: Zurzeit gibt es in Berlin noch 934 Kleingartenanlagen mit insgesamt 74.526 Parzellen. Tendenz abnehmend.

HDK
Autor:

Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof

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