Im Advent den Kiez entdecken
„Mobiler Adventskalender“ bringt Menschen zusammen

Heike Röger öffnet das Fenster des mobilen Adventskalenders, hinter dem sich jeden Tag eine andere Überraschung befindet. | Foto: Philipp Hartmann
  • Heike Röger öffnet das Fenster des mobilen Adventskalenders, hinter dem sich jeden Tag eine andere Überraschung befindet.
  • Foto: Philipp Hartmann
  • hochgeladen von Philipp Hartmann

Der „Mobile Adventskalender“ ist ein einzigartiges Projekt. Bis Heiligabend wird jeden Tag an einem anderen Ort ein Fenster geöffnet. Darunter befinden sich zahlreiche Geschäfte der Unternehmer-Initiative Tempelhofer Damm, aber auch die ufaFabrik, die Leo-Kestenberg-Musikschule und der Tempelhofer Hafen.

Hinter jedem Türchen verbirgt sich eine Überraschung – zum Beispiel Puppenspiel, Musik oder Pantomime – zu Advent oder Weihnachten. Anwohner sollen so ihren Kiez einmal auf eine ganz andere Art kennenlernen. Sie sollen auf ihre Nachbarschaft einen Blick werfen, auch mal stehenbleiben, anstatt hektisch durch die Weihnachtszeit zu eilen. Die Gewerbetreibenden bekommen die Chance, die Kunden an ihrem Aktionstag zu sich einzuladen. Initiiert wurde das Projekt von der Freien evangelischen Gemeinde Berlin-Tempelhof. Das Besondere: 50 Prozent des Organisationsteams waren Migranten arabischer und japanischer Herkunft, die andere Hälfte deutsche Christen und Nicht-Christen. Seit Februar waren sie mit den Vorbereitungen beschäftigt. Über diesen Prozess haben wir mit der ehrenamtlichen Diakonin Heike Röger gesprochen.

Warum hat Ihre Gemeinde den Mobilen Adventskalender entwickelt?

Heike Röger: Unser Vorläuferprojekt „Brücke in den Arbeitsmarkt“ war ein Coachingprojekt, wo Migranten feststellen konnten, was ihre Hemmnisse sind, um in den Arbeitsmarkt zu kommen. Es fehlte aber etwas zum Ausprobieren. Da hat sich dieser Adventskalender gut geeignet, denn dafür sind verschiedene Fertigkeiten erforderlich. Außerdem soll dieses Projekt helfen, Menschen aus verschiedenen Kulturen für das Brauchtum der Deutschen zu interessieren. Was ist Advent, was ein Adventskalender? Das gibt es weder im arabischen noch im japanischen Raum. Und so mussten wir erstmal klären, warum die Deutschen Weihnachten feiern.

Wie wurde dies aufgenommen?

Heike Röger: Es war für die Teilnehmer ein bisschen schwierig zu verstehen, warum die Deutschen in eine Art Kaufrausch verfallen und viel Geld ausgeben. Auch die Sache mit dem Rummel, was Fahrgeschäfte mit Weihnachten zu tun haben, verstehen sie überhaupt nicht. Das ist auch Teil der Aktion, dass sie für sich herausfinden können, wie die Deutschen ticken.

Wie waren die Migranten bei der Vorbereitung involviert und wie hilft ihnen das?

Heike Röger: Sie mussten in ihren Teams Geschäftspartner finden oder haben sich darum gekümmert, was hinter diesen Kalendertürchen passiert. Zeitmanagement, Autos mieten, Preisvergleiche, Öffentlichkeitsarbeit, die Finanzen mussten verwaltet werden. All das haben sie mit uns gemacht. Es hilft ihnen auf jeden Fall, dass man dranbleiben, strukturiert, pünktlich und verbindlich sein muss. Was ich auch feststelle, ist, dass dieses Trau-dich-mal ziemlich gehemmt ist. Es wurde ihnen schon so oft gesagt, was sie alles nicht können, dass einfach fehlt, dann zu sagen, ich kann und ich mache das.

Was bleibt als Ergebnis?

Heike Röger: Dass wir uns viel besser kennengelernt haben und Freundschaften entstanden sind. Die muslimischen Männer haben es ganz toll gefunden, dass sie die Möglichkeit hatten, zu zeigen, was sie können. Hier durften sie mit anpacken. Eine Sache, die ich bemängle, ist, dass man immer sagt, sie müssen erst in ein deutsches Schema passen. Man fragt gar nicht danach: Was kannst du und wie würdest du es machen? Ich wünsche mir einfach mehr Machen-lassen. Was bleibt, sind auch die guten Partnerschaften zu den Geschäftsinhabern – das Gefühl, dass man nicht abgekapselt ist, sondern hier in diesen Kiez gehört.

Alle Termine unter http://www.mobileradventskalender.de/.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

49 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 550× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 838× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 815× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.193× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.