Rundes Jubiläum und ein Abschied im MedienPoint
Als vor zehn Jahren in der Kunigundenstraße eine kleine Bücherstube eröffnete, ahnte noch niemand, was sich daraus einmal entwickeln würde. Heute ist der MedienPoint – inzwischen seit acht Jahren in der Werderstraße 13 – beliebte Anlaufstelle für Lesefreunde.
Einen großen Anteil daran hat Leiter Hennig Hamann (67). „Es war mir ein Bedürfnis, mehr daraus zu machen. Ich wollte einen Kieztreff schaffen, an dem sich die Leute austauschen“, blickt er zurück. Das ist ihm eindrucksvoll gelungen. 16 000 Werke zählen heute zum Bestand des MedienPoints. Als Angebot des Vereins „Kulturring in Berlin“ zeichnet sich der Laden dadurch aus, dass jeder Besucher täglich bis zu drei Bücher kostenlos mitnehmen darf. Außerdem gab es bis heute 152 Ausstellungen, zum Beispiel zu „50 Jahre Rolling Stones“ oder zur Fußball-WM. Die vielen Spenden, darunter auch Schallplatten und Gesellschaftsspiele aus zweiter Hand, werden im MedienPoint unter anderem von Aushilfen im Rahmen einer Maßnahme des Jobcenters gepflegt.
Zur Feier anlässlich des zehnjährigen Bestehens schauten Bürgermeisterin Angelika Schöttler und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller vorbei. Für Müller war es der erste Besuch in der Werderstraße. Er zeigte sich vor allem von der Schallplattensammlung begeistert, da er sich vor einigen Jahren einen neuen Plattenspieler zugelegt hat. „Ich habe Platten von Westernhagen und Udo Lindenberg. Früher habe ich auch gern Marvin Gaye, Michael Jackson oder die Bee Gees gehört“, so Müller.
Zum Lesen komme er nur in den Ferien, gestand der Bürgermeister. Zuletzt habe er „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ gelesen, sei aber noch nicht bis zum Ende durch. Das würde er gern in den Osterferien nachholen. Sein Lieblingsbuch ist – neben Werken von Erich Kästner und Kurt Tucholsky – „Die Schachnovelle“ von Stefan Zweig. Meistens lese er Zeitungen und Magazine, doch zu Büchern habe er dennoch eine besondere Beziehung. „Durch die kleine Druckerei, die mein Vater hatte, bin ich ja auch Buchdrucker gewesen“, erzählte Michael Müller. Zum Jubiläum brachte er gleich eine Kiste mit Büchern mit, die in seinem Tempelhofer Bürgerbüro gespendet wurden, darunter mehrere Werke von Krimi-Autor Henning Mankell.
Damit traf er anscheinend genau ins Schwarze. „Krimis gehen bei uns am besten weg. Das ist wie beim Fernsehen. Da haben Krimis wie der Tatort auch immer die höchsten Einschaltquoten“, sagt Henning Hamann. Für ihn war die Jubiläumsfeier zugleich der letzte öffentliche Auftritt. „Die gute Seele des MedienPoints“, wie ihn Angelika Schöttler nennt, muss sich aufgrund gesundheitlicher Probleme zurückziehen. Da seine Wohnung jedoch nicht weit entfernt ist, wird er auch in Zukunft regelmäßig vorbeischauen. Langjährige Mitarbeiter versprachen zum Abschied, den Laden nach dem gleichen Modell weiterzuführen. Die nächsten zehn Jahre können also kommen.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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