Denkzeichen für das Columbia-Haus
Schriftzug erinnert an Berlins einziges KZ, von dem keine sichtbaren Spuren erhalten sind

An der Böschung am Columbiadamm kommen täglich viele Passanten und Radfahrer vorbei. | Foto:  Schilp
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Die Wörter „nicht mehr zu sehen“ bilden einen 42 Meter langen Schriftzug, der gerade am Tempelhofer Feld, gegenüber der Golßener Straße, entsteht. Er will an Berlins einziges Konzentrationslager (KZ) erinnern, das Columbia-Haus. Die Eröffnung ist für 19. September geplant.

Die Ende des 19. Jahrhundert errichteten Bauten dienten ursprünglich als Militärarrestanstalt mit 156 Zellen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Einrichtung zum „Gefängnis Tempelhofer Feld“ umgewandelt, aber schon 1920 geschlossen, denn es herrschten schlimme hygienische und sanitäre Verhältnisse.

Als die Nazis 1933 das Sagen hatten, ließen sie massenhaft politische Gegner verhaften. Die Gefängnisse waren schnell überfüllt. Also nahmen die braunen Machthaber auch das düstere Columbia-Haus wieder in Betrieb. Der jüdische Schriftsteller Kurt Hiller, der dort einige Monate verbringen musste, bezeichnete es 1935 im Prager Exil als „Blut- und Kothölle“.

Visualisierung des Schriftzugs. | Foto: Arbeitsgemeinschaft Martin Bennis und Weidner Händle Atelier
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Das Columbia-Haus unterstand der Geheimen Staatspolizei (Gestapo), SS-Männer bewachten es. In den engen Einzelzellen mussten sich durchschnittlich drei Gefangene drängen. Sie wurden misshandelt und gefoltert, mehrere ermordet. Der Terror sprach sich in der Berliner Bevölkerung herum, so dass sich die Nazis im September 1934 gezwungen sahen, dort offiziell „Schikanen“ und „Quälereien“ zu verbieten. In Wahrheit waren die Inhaftierten weiterhin der Willkür ihrer Bewacher ausgeliefert.

Im November 1936 wurde das KZ Columbia aufgelöst, die Gefangenen transportierte man in das neu erbaute KZ Sachsenhausen bei Oranienburg. Insgesamt waren in Tempelhof mindestens 8000 Männer eingesperrt, zuerst vor allem politisch Missliebige wie Kommunisten, Sozialdemokraten, Intellektuelle und Demokraten. Nachdem 1935 der Paragraf 175 verschärft worden war, stellten Homosexuelle zeitweise die Hälfte aller Gefangenen. Unter den Häftlingen finden sich viele bekannte Namen, zum Beispiel Werner Seelenbinder, Erich Honecker oder Robert M. W. Kempner, späterer Chefankläger bei den Nürnberger Prozessen.

Das Columbia-Haus vor 1933. | Foto: Informationsstele/SV-Bilderdienst München
  • Das Columbia-Haus vor 1933.
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Die Gebäude des einzigen Berliner Konzentrationslagers standen mindestens noch bis zum Frühjahr 1938, dann wichen sie der Erweiterung des Flughafens. Seit 1994 gibt es auf der Kreuzberger Seite des Columbiadamms eine Mahnskulptur, auf Tempelhofer Seite stehen Erinnerungsstelen. Damit mehr Menschen auf sie aufmerksam werden, beschlossen die Bezirksverordneten 2018, ein weiteres Denkzeichen zu schaffen. Ein Gestaltungswettbewerb wurde ausgeschrieben.

Die Auswahlkommission entschied sich Ende vergangenen Jahres für den Entwurf des Berliner Architekten Martin Bennis und des Weidner Ateliers aus Stuttgart. Der 42 Meter lange und 1,20 Meter hohe Schriftzug „nicht mehr zu sehen“ ist an der Böschung ganz in der Nähe des Radarturms zu finden. Die Buchstaben bestehen aus Stahlrahmen. Gefüllt wurden sie mit Schutt aus Backsteinen, deren Farbe an die Bauten erinnern, die dort einst standen. Kostenpunkt des Projekts: knapp 100 000 Euro.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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