Künstlerische Erinnerung an die Zwangsarbeit
Schwerbelastungskörper wird zur begehbaren Installation
Die Künstlerin Sonya Schönberger präsentiert im Schwerbelastungskörper an der Ecke General-Pape-Straße und Loewenhartdamm eine außergewöhnliche, begehbare Installation. Sie besteht aus 13 000 Nägeln, die einst die Baracken von Zwangsarbeitern auf dem Tempelhofer Damm zusammenhielten.
Von 1941 an ließen Deutsche Lufthansa und Weser Flugzeugbau auf dem Tempelhofer Feld Menschen aus halb Europa für die Rüstungsproduktion schuften. Sie bauten hier Tausende von Kriegsflugzeugen. Vor einigen Jahren brachten archäologische Grabungen Überreste dieser Zeit zutage.
In ihrer Installation „Nägel“ erinnert Sonya Schönberger an die Zwangsarbeit, ein System von Ausbeutung und Unterdrückung. Die Sonderausstellung will dabei Kunst mit Geschichtswissenschaft und Archäologie verschränken.
Der Schwerbelastungskörper steht zudem für die größenwahnsinnige Stadtplanung der NS-Führung, die für die geplante Neugestaltung Berlins selbst viele Zwangsarbeiter einsetzte. Mit dem Klotz aus Beton und Stahl wollten die Planer 1941 testen, ob der Berliner Boden einen 117 Meter hohen Triumphbogen tragen könnte.
Sonya Schönberger beschäftigt sich seit Jahren mit der deutschen Vergangenheit. Sie hat viele Gespräche mit Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs geführt. Mithilfe dieses „Archivs der Erinnerungen“ untersucht sie die Auswirkungen der Traumata einer Nation auf zukünftige Generationen.
Ihr Kurzfilm „Annäherung“, in dem sie sich ebenfalls mit den Nägeln auf dem Tempelhofer Feld auseinandersetzt, wird im Mai im Online-Wettbewerb der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen gezeigt. Infos unter www.kurzfilmtage.de. Die Ausstellung ist vom 1. Mai bis Ende Oktober geöffnet, Dienstag bis Donnerstag sowie Sonnabend und Sonntag von 13 bis 18 Uhr. Zeitfenster können unter Telefon 902 77 61 63 gebucht werden. Für den Besuch ist ein zertifiziertes, negatives Testergebnis erforderlich.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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