Zweimal Krieg, zweimal Napoleon
Wie die Spukvilla und der Friedensplatz zu ihren Namen kamen
Wo die Albrecht- und die Blumenthalstraße aufeinandertreffen, bilden sie keine simple Kreuzung, sondern einen Kreisverkehr. In der Mitte liegt eine Grünfläche, der Friedensplatz. Im Südwesten grenzt die „Spukvilla“ an. Sowohl der Name des Hauses wie auch der des Platzes haben mit Napoleon zu tun.
Um die Spukvilla rankt sich eine geheimnisvolle Mär: Nachdem die Truppen von Napoleon Bonaparte im Jahr 1813 in Großbeeren eine verheerende Niederlage erlitten hatten, zogen fliehende Grenadiere durch Alt-Tempelhof. Um die die Kriegskasse nicht in die Hände der Preußen fallen zu lassen, versteckten sie das Geld in dem Haus, das dort einst stand.
Tatsächlich wurden im Jahr 1865 bei Baubauarbeiten auf dem Grundstück dann Waffen, menschliche Knochen und Uniformen gefunden. Die Kasse jedoch blieb verschwunden. Seitdem, so heißt es, geistern französische Soldaten, die Marseillaise auf den Lippen, durch die Villa und suchen nach dem Schatz.
Aber nicht nur die Sage macht das Gebäude mit der Adresse Albrechtstraße 110 interessant, sondern auch seine Architektur. Im Jahr 1867 im Stil eines Schweizerhauses errichtet, beeindruckt es mit Fachwerk, einem hölzernen Balkon und einem für das Alpenland typischen Dachüberstand.
So hübsch es ist, erinnert das Gebäude doch an einen Misserfolg. Denn ursprünglich sollten rund um den Platz etliche Villen errichtet werden. Aber es fanden sich nicht genügend Bauherren mit dem nötigen Geld und der Absicht, sich hier anzusiedeln. So blieb das Spukhaus ein Unikum. Heute gehört es der Arbeiterwohlfahrt. Viele Tempelhofer wissen das, denn seit vielen Jahren stehen hier kulturelle Veranstaltungen auf dem Programm.
Straßen nach hohen Militärs benannt
Und zum Friedensplatz: Er trägt seinen Namen seit 1902. Er bezieht sich höchstwahrscheinlich auf den Friedensschluss in Frankfurt am Main nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Der endete mit einer Niederlage für Napoleon III., Neffe des weltberühmten Onkels mit dem Dreispitz. Ein Ergebnis des Krieges war die Gründung des Deutschen Reichs. Am 18. Januar 1871 wurde der preußische König Wilhelm I. im Spiegelsaal von Versailles zum Deutschen Kaiser proklamiert.
Übrigens wurden in dem Viertel rund um den Friedensplatz einige Straßen nach hohen Militärs benannt, die beim Frankreichfeldzug dabei waren. Davon zeugen die Albrechtstraße, Werderstraße, Blumenthalstraße, Bosestraße und Manteuffelstraße.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.