Zweimal Krieg, zweimal Napoleon
Wie die Spukvilla und der Friedensplatz zu ihren Namen kamen

Die Villa wurde im Stile eines Schweizerhauses erbaut. | Foto: Schilp
2Bilder
  • Die Villa wurde im Stile eines Schweizerhauses erbaut.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Wo die Albrecht- und die Blumenthalstraße aufeinandertreffen, bilden sie keine simple Kreuzung, sondern einen Kreisverkehr. In der Mitte liegt eine Grünfläche, der Friedensplatz. Im Südwesten grenzt die „Spukvilla“ an. Sowohl der Name des Hauses wie auch der des Platzes haben mit Napoleon zu tun.

Um die Spukvilla rankt sich eine geheimnisvolle Mär: Nachdem die Truppen von Napoleon Bonaparte im Jahr 1813 in Großbeeren eine verheerende Niederlage erlitten hatten, zogen fliehende Grenadiere durch Alt-Tempelhof. Um die die Kriegskasse nicht in die Hände der Preußen fallen zu lassen, versteckten sie das Geld in dem Haus, das dort einst stand.

Tatsächlich wurden im Jahr 1865 bei Baubauarbeiten auf dem Grundstück dann Waffen, menschliche Knochen und Uniformen gefunden. Die Kasse jedoch blieb verschwunden. Seitdem, so heißt es, geistern französische Soldaten, die Marseillaise auf den Lippen, durch die Villa und suchen nach dem Schatz.

Aber nicht nur die Sage macht das Gebäude mit der Adresse Albrechtstraße 110 interessant, sondern auch seine Architektur. Im Jahr 1867 im Stil eines Schweizerhauses errichtet, beeindruckt es mit Fachwerk, einem hölzernen Balkon und einem für das Alpenland typischen Dachüberstand.

So hübsch es ist, erinnert das Gebäude doch an einen Misserfolg. Denn ursprünglich sollten rund um den Platz etliche Villen errichtet werden. Aber es fanden sich nicht genügend Bauherren mit dem nötigen Geld und der Absicht, sich hier anzusiedeln. So blieb das Spukhaus ein Unikum. Heute gehört es der Arbeiterwohlfahrt. Viele Tempelhofer wissen das, denn seit vielen Jahren stehen hier kulturelle Veranstaltungen auf dem Programm.

Straßen nach hohen Militärs benannt

Und zum Friedensplatz: Er trägt seinen Namen seit 1902. Er bezieht sich höchstwahrscheinlich auf den Friedensschluss in Frankfurt am Main nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Der endete mit einer Niederlage für Napoleon III., Neffe des weltberühmten Onkels mit dem Dreispitz. Ein Ergebnis des Krieges war die Gründung des Deutschen Reichs. Am 18. Januar 1871 wurde der preußische König Wilhelm I. im Spiegelsaal von Versailles zum Deutschen Kaiser proklamiert.

Übrigens wurden in dem Viertel rund um den Friedensplatz einige Straßen nach hohen Militärs benannt, die beim Frankreichfeldzug dabei waren. Davon zeugen die Albrechtstraße, Werderstraße, Blumenthalstraße, Bosestraße und Manteuffelstraße.

Die Villa wurde im Stile eines Schweizerhauses erbaut. | Foto: Schilp
Der kreisförige Friedensplatz, im Hintergrund ist die Spukvilla zu sehen. | Foto: Schilp
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 1.811× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.475× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 2.105× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.464× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.366× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.