Vom Flughafen bis zum Mauerweg
Zweiter "Mittendrin"-Band erzählt Interessantes für Neubürger und Alteingesessene
Der zweite Band von „Mittendrin in Tempelhof-Schöneberg“ ist kürzlich erschienen. Die Journalistin und Autorin Brigitte Schmiemann beschreibt darin Sehens- und Erlebenswertes im Alt-Bezirk Tempelhof.
Um es vorwegzunehmen: Weil das kleine, aber immerhin 130 Seiten starke Buch aus „Zuschüssen für besondere touristische Projekte“ (umgangssprachlich: City Tax) gefördert wurde, kann es nicht frei verkauft werden. Es ist in einer Auflage von 2000 Exemplaren erschienen und wird bei bestimmten Veranstaltungen erhältlich sein. Außerdem ist es als Geschenk für Besucher aus den Partnerstädten gedacht. Schließlich liegt es auch in den Stadtteilbibliotheken aus.
Viel zu entdecken
Die Idee zum Buch entstand durch die monatlichen Spaziergänge, zu denen Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) seit Jahren einlädt und bei denen sie Interessantes aus den Kiezen erzählt. Widmet sich der erste Band Schöneberg und Friedenau, geht es im zweiten nun um die Ortsteile Tempelhof, Mariendorf, Marienfelde und Lichtenrade.
Und dort gibt es viel zu erfahren und entdecken, sowohl für Neubürger als auch für Alteingesessene. Nicht fehlen dürfen natürlich Geschichten rund um den Flughafen, die Luftbrücke und seine Entwicklung zur größten grünen Freifläche der Stadt. Auch den anderen bekannten Sehenswürdigkeiten werden Seiten gewidmet: der Trabrennbahn Mariendorf, dem Tempelhofer Hafen, dem Ullsteinhaus, der ufaFabrik und dem ehemaligen Notaufnahmelager Marienfelde.
Aber Brigitte Schmiemann nimmt die Leser auch mit, um hinter die Kulissen der alten Ufa-Studios zu schauen, in der einst Dieter Thomas Heck die Hitparade moderierte. Sie berichtet über Relikte aus der Nazizeit im Fliegerviertel und zeigt, was sich so alles im Marienpark rund um den alten Gasometer entwickelt. Nicht fehlen darf ein Besuch auf Lehmanns Bauernhof und bei der Bauernfamilie Wiese, die seit 300 Jahren in Marienfelde ansässig ist und seit einem halben Jahrhundert den Zoologischen Garten mit Tierfutter beliefert. So wandert die Autorin vom Norden in den Süden des Alt-Bezirks Tempelhof, vom Platz der Luftbrücke bis zum Mauerweg in Lichtenrade. Zwischendurch werden Verschnaufpausen in Cafés und Restaurants eingeschoben. Vorgestellt werden auch interessante Menschen, zum Beispiel ein Imker, der Whisky in seinen Honig mixt, oder der Tempelhofer Bäcker, der den Berlin-Marathon erfand.
Übrigens: Auch wenn wohl jeder ältere West-Berliner bei „Besetzer“ sofort an Kreuzberg denkt: Auch Tempelhofer haben in dieser Hinsicht Geschichte geschrieben. Nicht nur die Ufa-Fabrik an der Viktoriastraße wurde Ende der 1970er-Jahre von einer bunten Truppe, die die Gebäude in Beschlag nahm, vor dem Abriss gerettet.
Etwa zur selben Zeit besetzten andere Aktivisten ein riesiges Grundstück an der Groß-Ziethener Straße, um einen „Park für alle“ anzulegen. Ihre große erste Aktion im Januar 1980 fruchtete: Viele Anwohner pflanzten ihre Weihnachtsbäume, die sie extra mit Ballen gekauft hatten, auf dem Gelände ein. Heute ist der Volkspark Lichtenrade eine kleine grüne Lunge ganz im Süden.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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