Grüne wollen den „Candy Bomber“ ehren
Gedenktafel für Gail S. Halvorsen am Luftbrückendenkmal anbringen

Mercedes Wild mit ihrem „Schokoladenonkel“  Gail S. Halvorsen. | Foto: Ulrike Martin
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  • Mercedes Wild mit ihrem „Schokoladenonkel“ Gail S. Halvorsen.
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Am 16. Februar starb der berühmteste Pilot der Berliner Luftbrücke: Gail Seymour Halvorsen. Er wurde 101 Jahre alt. Die Fraktion Bündnis 90/Grüne in der Bezirksverordnetenversammlung wollen den „Candy Bomber“ mit einer Gedenktafel am Luftbrückendenkmal ehren und haben dazu einen Antrag gestellt.

Während der Berlin-Blockade 1948/49 gehörte Halvorsen zu den Piloten der United States Air Force, die mit den sogenannten Rosinenbombern die West-Berliner aus der Luft mit Lebensmitteln und Kohle versorgten. Die Flieger landeten auf dem Flughafen Tempelhof, wo immer bereits zahlreiche Menschen warteten, auch viele Kinder. Die hatte er besonders im Blick in dieser entbehrungsreichen Zeit und wollte ihnen eine kleine Freude machen. So entstand die Idee, für die Mädchen und Jungen Süßigkeiten wie Schokolade und Kaugummi an selbst gebastelten kleinen Fallschirmen abzuwerfen.

Da die Flugzeuge im 90-Sekunden-Takt landeten, beschloss er, mit den Tragflächen zu wackeln, um seine Ankunft zu signalisieren. Wenig später hatte er nicht nur den Namen „Candy Bomber“, sondern hieß auch „Onkel Wackelflügel“ (Uncle Wiggly Wings). Es dauerte nicht lange, bis weitere Piloten sich an der Aktion beteiligten. Am Ende der Luftbrücke waren insgesamt rund 23 Tonnen Süßigkeiten abgeworfen worden.

Auch nach der Blockade blieb Gail Halvorsen Berlin sehr verbunden, besuchte die Stadt regelmäßig. Von 1970 bis zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand 1974 war er Kommandant des Flughafens Tempelhof. Für sein Engagement während der Luftbrücke erhielt er im selben Jahr das Bundesverdienstkreuz. 2013 wurde die 9. Integrierte Sekundarschule in Dahlem nach ihm benannt. Gail S. Halvorsen enthüllte damals selbst das neue Namensschild.

„Seine“ Schule besuchte er in den Folgejahren mehrmals, so auch im November 2016. Damals sagte er vor rund 500 Schülern: „Young people like you changed my life – junge Menschen wie ihr habt mein Leben verändert“. Die Kinder, die auf dem Tempelhofer Feld auf ihn gewartet hatten, hätten ihm Hoffnung gegeben, ihn gelehrt, was Freiheit ist. Eines dieser Kinder, Mercedes Wild, saß beim Empfang in der Schule 2016 neben ihm. Sie war beim Abwurf der Süßigkeiten immer leer ausgegangen und hatte deshalb an den Candy Bomber geschrieben. Der schickte daraufhin ein Päckchen mit Naschwerk und der Unterschrift „Dein Schokoladenonkel“. Eine lebenslange Freundschaft entstand.

Am 12. Mai 2019, dem 70. Jahrestag des Endes der Luftbrücke, nahm Gail Halvorsen an den Feierlichkeiten auf dem Tempelhofer Feld teil. An diesem Tag wurden die Baseballplätze auf dem Gelände des Flughafens in Gail-S.-Halvorsen-Park umbenannt.

Halvorsen habe durch seinen Einsatz und die zutiefst menschliche Geste während der Blockade eine komplett neue freundschaftliche Beziehung zwischen den Berlinern und US-Amerikanern geprägt. Diese Beziehungen hielten bis heute an. sagt Dennis Matešković, Vorsitzender der Fraktion Bündnis 90/Grüne zur Begründung des Antrags.

Mercedes Wild mit ihrem „Schokoladenonkel“  Gail S. Halvorsen. | Foto: Ulrike Martin
Gail S. Halvorsen 2016 beim Empfang an der nach ihm benannten Schule. | Foto: Ulrike Martin
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Ulrike Martin aus Neukölln

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