Einmal im Monat aufs Parkett
Mit Senior Joachim Dillinger in der Tanzschule "Traumtänzer"
Nachmittags ist die Tanzschule „Traumtänzer“ gut besucht. Täglich tummeln sich im ehemaligen Offizierscasino am Columbiadamm tanzfreudige Singles und Paare, während kleine Lichtpunkte – reflektiert von einer Discokugel – elegant über das Parkett tänzeln. Joachim Dillinger kommt seit zehn Jahren regelmäßig her.
„Mir gefällt, dass hier Gesellschaftstanz angeboten wird. Die Besucher sind kontaktfreudig, die Atmosphäre ist gut“, sagt er. Einmal im Monat ist er dort, entweder beim Seniorentanz am Dienstag oder beim Walzerfrühstück am Sonntag. Von seiner Wohnung im Schulenburgring benötigt er nur zehn Minuten zu Fuß.
„Es empfiehlt sich, mit einem Partner oder einer Partnerin zu kommen“, sagt Dillinger. Wer solo kommt, sollte sich vorher anmelden. Manchmal gelingt es der Tanzschule dann, einen Tanzpartner zu organisieren. Joachim Dillinger hat das Glück, dass seine Frau ebenfalls gerne tanzt und ihn begleitet. Er selbst kann sich noch gut an seinen ersten Tanzkurs erinnern, obwohl dieser schon lange zurückliegt. Anfang der Sechziger war es, noch vor dem Mauerbau, als Joachim Dillinger als Teenager in der Friedrichsstraße erstmals eine Tanzschule betrat. „Ohne Krawatte kam man damals nicht rein, aber die Garderobenfrau hatte immer welche da, wenn man die vergessen hatte“, erinnert er sich. Foxtrott war der erste Tanz, den er lernte. Der Mauerbau sorgte jedoch dafür, dass gerade entstandene Freundschaften abrissen.
„Die Freude an tänzerischen Bewegungen wich einer Melancholie“, beschreibt er diese Zeit. Infolgedessen ließ er zwei Jahrzehnte lang sämtliche Tanzflächen links liegen. Erst in den Achtzigern fand er durch seine Frau Brigitte zum Tanzen zurück, angeschoben auch durch gemeinsame Urlaubserlebnisse. „Wir sind in Italien oft auf Dorffesten gewesen, meist in Trentino-Südtirol. Dass dort Jung und Alt in der Öffentlichkeit zusammen tanzen, hat uns so gut gefallen. Da haben wir uns gesagt, dass wir jetzt auch mal ein paar Schritte lernen müssen“, erzählt Joachim Dillinger. Seine Lieblingstänze sind der langsame Walzer und der argentinische Tango. „Als Lehrer für BWL und Politik habe ich viel geredet“, blickt er zurück. "Ich finde, es ist ein Vorteil, dass man beim Tanzen nicht reden muss, sondern Arm in Arm mit einer Frau der Musik folgt.“
Ein netter Nebeneffekt ist, dass er für sein Hobby nicht viel Geld ausgeben muss. Sein Paar Tanzschuhe mit einer weichen Ledersohle habe er „bestimmt schon 20 Jahre“. Wenn es etwas festlicher wird, holt der Senior auch mal seinen Smoking aus dem Schrank, den er sich 2003 für eine Tanzreise nach Wien in einem Second-Hand-Laden besorgte. „Den brauchte man, um in der Wiener Hofburg tanzen zu dürfen“, erklärt Joachim Dillinger. Er muss lachen, als er erzählt, dass wohl ein englischer Leichenträger diesen Smoking vor ihm getragen und dann ausrangiert hatte.
Bewegt hat sich Joachim Dillinger schon immer gern, nicht nur beim Tanzen. Selbst heute geht der 77-Jährige noch dreimal pro Woche joggen, jeweils vier Kilometer durch die Hasenheide. „Auf dem Tempelhofer Feld ist es mir meist zu windig“, sagt er. Außerdem fahre er Rad und gehe schwimmen. Auch seine drei Söhne seien sportlich aktiv, hätten alle bereits beim Berlin-Marathon oder dem Halbmarathon mitgemacht. „Einer hat vor Kurzem den Ironman in elf Stunden absolviert“, sagt er nicht ohne Stolz.
Infos zur Tanzschule am Columbiadamm 8-10 unter www.traumtaenzer.de.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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