Polizei zeichnet drei mutige Bürger aus
Es ist ein ganz normaler Novemberabend. Sabine Käding ist auf dem Weg nach Hause und kauft wie gewöhnlich noch ein paar Lebensmittel ein. Als sie den Edeka-Markt in Alt-Tempelhof betritt, ahnt sie nicht, was passieren wird.
„Ich hatte bezahlt und war gerade dabei, einzupacken. Da sehe ich, wie der Mann in der Schlange hinter mir einfach in die Kasse greift“, erzählt Sabine Käding (49). Sie habe den Dieb festgehalten, doch dieser wehrte sich und verpasste ihr einen Schlag ins Gesicht. Der Täter wollte gerade mit der Beute flüchten, doch Käding rief um Hilfe. Dadurch wurden Ahmed B. und Talha Kiper (beide 19) auf die Situation aufmerksam. Sie stellten den Dieb und hielten ihn bis zum Eintreffen der Polizei fest. Für ihr mutiges Einschreiten wurden die drei Tempelhofer jetzt von der Polizei ausgezeichnet.
„Sie haben in uneigennütziger Weise und unter Inkaufnahme eigener gesundheitlicher Gefährdung der Polizei Berlin geholfen und damit einen wesentlichen Beitrag für die Verhinderung der Vollendung einer schwerwiegenden Straftat sowie zur Festnahme des Täters geleistet“, heißt es auf den Anerkennungsurkunden. Übergeben wurden sie zusammen mit einer Belohnung von 100 bis 150 Euro von Polizei-Kriminaldirektorin Elke Plathe. Sabine Käding, Talha Kiper und Ahmed B. hätten sich in dieser Situation genau richtig verhalten, weil der Täter unbewaffnet war. Plathe warnte jedoch zugleich vor falscher Zivilcourage.
„Wenn ein Straftäter eine gefährliche Waffe mit sich führt, raten wir dazu, nicht selbst einzugreifen, sondern sofort die Polizei zu rufen. Wir möchten nicht, dass sich jemand unnötig in Gefahr begibt“, so Elke Plathe.
Wie sich später herausstellte, war der Mann, der den Diebstahl verübte, laut Kriminaldirektorin ein „ganz schönes Kaliber“. Es handelte sich um einen 55-Jährigen, der gerade während eines Hafturlaubs seine Frau in Berlin besuchte. In Nordrhein-Westfalen verbüßt er eine langjährige Freiheitsstrafe wegen dreifachen Bankraubs. Durch den Griff in die Kasse handelte er sich einen weiteren Haftbefehl ein. Hafturlaub wird es für ihn künftig nicht mehr geben.
Sabine Käding würde trotz der leichten Verletzungen, die sie bei dem Schlag ins Gesicht erlitten hat, beim nächsten Mal wieder eingreifen. Da auch sie mal als Kassiererin gearbeitet hat, kennt sie ähnliche Vorfälle bei Kolleginnen. Ihre Tochter, die sie zu der Auszeichnung begleitete, nannte ihre Mutter deshalb „verrückt“. Talha Kiper und Ahmed B. wollten für ihre Courage nicht zu viel gelobt werden. „Am meisten Dank gebührt ihr“, gaben die beiden jungen Männer mit Blick auf Sabine Käding bescheiden zu.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.