Zu Besuch beim Lego-Baumeister
Roman Gerhardt bereitet seine fünfte Ausstellung in der Apotheke am Flughafen vor

Roman Gerhardt mit der ersten Space Shuttle von Lego (1990), die nur in Nordamerika verbtrieben wurde.  | Foto:  Schilp
11Bilder
  • Roman Gerhardt mit der ersten Space Shuttle von Lego (1990), die nur in Nordamerika verbtrieben wurde.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

„Es haben schon viele gefragt, wann es endlich losgeht.“ Mit diesen Worten wird Roman Gerhardt begrüßt, als er die Apotheke am Flughafen in der Manfred-von-Richthofen-Straße 2 betritt. Die Rede ist von seiner Legostadt, die er im November im Schaufenster aufbaut und die zum fünften Mal für plattgedrückte Nasen sorgen wird.

Gerhardt wohnt nur ein paar Häuser weiter. Wenn die Bäume kahl sind, hat er die Apotheke von seinem Fenster aus im Blick. „Manche Familien sind jeden Tag da, morgens und abends“, sagt er. Apotheker Alexander Göttlich nickt. Besonders die Kinder seien kaum von der Scheibe wegzubekommen, erzählt er. „Die entdecken unglaublich viele Kleinigkeiten und die Erwachsenen frieren.“ Im vergangenen Jahr war der Andrang so groß, dass sich Steine des Gehwegpflasters lösten.

Ausflugsdampfer auf der Donau. Daneben eine Straßenbahn, die Roman Gerhardt aus einem Flughafen-Shuttle gezaubert hat.
  • Ausflugsdampfer auf der Donau. Daneben eine Straßenbahn, die Roman Gerhardt aus einem Flughafen-Shuttle gezaubert hat.
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Roman Gerhardt freut sich, sein Hobby mit anderen zu teilen zu können, selbst wenn er jedes Mal nur etwa ein Viertel seiner Schätze zeigen kann. Für mehr reicht der Platz nicht. Seit rund 20 Jahren sammelt er Lego-Sets der „klassischen Ära“. Die reicht von 1978, als die ersten Minifiguren erschienen, bis 2003, als sich die Farben änderten und immer mehr Spezialsteine auf den Markt kamen.

Die Brutalismus-Brücke wird von einem Restaurant und einer Aussichtsplattform gekrönt. | Foto: Schilp
  • Die Brutalismus-Brücke wird von einem Restaurant und einer Aussichtsplattform gekrönt.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Die mag er nicht. „Für mich ist der Reiz, mit beschränktem Material zu bauen, nur mit den Grundformen und -farben“, sagt er. Dafür sei das Sortiment der 1980er- und 1990er-Jahre perfekt. Anfangs hat er sich noch stark an den Baustandards, also an vorgegebenen Modellen orientiert. Doch vor acht Jahren begann er, über Altbauten nachzudenken. Inzwischen hat er Häuser in unterschiedlichsten Architekturstilen konstruiert, an manchen hat er sieben Jahre lang herumgebastelt, bis er zufrieden war.

Roman Gerhardt hat sich beim Lego auf Städte und Eisenbahnen spezialisiert. Der Zug mit der gelb-roten Lokomotive war sein Herzenswunsch als kleiner Junge. | Foto: Schilp
  • Roman Gerhardt hat sich beim Lego auf Städte und Eisenbahnen spezialisiert. Der Zug mit der gelb-roten Lokomotive war sein Herzenswunsch als kleiner Junge.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Sie wieder zu zerlegen, kommt nicht in Frage. „Ich würde sie nicht mehr zusammenbringen, das wäre eine zu große Fummelei.“ Wichtig für ihn ist, dass die Häuser bespielt sind, wie er sagt. Er löst vorsichtig ein Fassadenteil eines gelben Gebäudes und zeigt, was er damit meint. Ein Männchen sitzt im Wohnzimmer, neben sich seine Plattensammlung. Zu den Nachbarn gehören eine Zahnarztpraxis, ein Fitness-Studio und ein Restaurant. Das Haus ist Teil eines größeren Ensembles. Es steht an der Donau, Schiffe sind zu sehen, Kräne, Ausflügler, Autos und das Herzstück, auf das Gerhardt besonders stolz ist: eine Tragseilbrücke mit einer Spannweite von rund einem Meter, inklusive Turmrestaurant und Aussichtsplattform.

Im Hausinneren wohnen Lego-Figuren. | Foto: Schilp
  • Im Hausinneren wohnen Lego-Figuren.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Sie ist der „Most SNP“ (Brücke des Slowakischen Nationalaufstands) in Bratislava nachempfunden, ein Beispiel für Brutalismus, geprägt von der Sichtbarkeit des Betons. Dieser Stil sei für den Tüftler sehr schwierig, wegen der vielen Schrägen und Rundungen, so Gerhardt. Aber die Bauwerke beeindrucken ihn, sie seien skulptural, stadtbildprägend und unverwechselbar.

Seine Legobrücke ist in sich stabil und tragfähig, ein Meisterstück. Jetzt arbeitet er noch an der Beleuchtung des Restaurants. „Jeder, der schon einmal in Bratislava war, wird viel wiedererkennen. Zum Beispiel ist die Straßenbahn wirklich rot-weiß und auch Details der Uferbefestigung stimmen“, sagt Gerhardt. Seine nächste Herausforderung hat er bereits gefunden: ein Nachbau des „Slovensky Rozhlas“, einer kopfstehende Pyramide, Sitz von Rundfunk und TV in Bratislava. „Statisch schwierig. Ich bin auf einem Weg, der funktionieren könnte. Zwei Jahre wird es aber noch dauern“, so der Bastler, der beruflich als Grafiker arbeitet.

An diesem Haus, es ist ein Kunstmuseum, bastelte Roman Gerhardt sieben Jahre lang. | Foto: Schilp
  • An diesem Haus, es ist ein Kunstmuseum, bastelte Roman Gerhardt sieben Jahre lang.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Angefangen hat es mit seiner Leidenschaft schon früh. Doch auch die erste herbe Enttäuschung kam schnell. „Mit fünf, sechs Jahren entdeckte ich eine Eisenbahn im Katalog, die wollte ich unbedingt haben. Sie war aber nicht mehr im Programm“, erinnert sich Roman Gerhardt. Trotzdem baute er weiter im kleinen Kinderzimmer, seine Stadt wuchs langsam in den Flur hinein. Als er in die Pubertät kam, fand Roman Gerhardt Lego zu kindisch, er verlegte sich auf Modelleisenbahnen – um das bald danach wieder aufzugeben. Häuschen zusammenkleben und Schienen verlegen waren ihm zu langweilig und zu statisch. Also ging es zurück zu den farbigen Klemmbausteinen.

Um 2005 entdeckte er den Online-Marktplatz eBay und fand dort den Zug, den er sich als kleiner Junge so gewünscht hatte. Natürlich wurde der gekauft „Damals war er noch recht günstig, heute ist er so teuer, dass man sich nur noch ein Wrack zum Wiederaufbauen leisten könnte“, so Gerhardt. Die Leidenschaft war wieder voll entfacht.

Kanalarbeiter, Biertrinker und Koch: Die Szenen stecken voller Details. | Foto: Schilp
  • Kanalarbeiter, Biertrinker und Koch: Die Szenen stecken voller Details.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Als er in eine eigene Wohnung zog und mehr Platz hatte, konnte er sich richtig ausleben. „Ich war noch in der Ausbildung. Alles, was nicht für Miete draufging, habe ich in Lego investiert“, erzählt er. Dabei half und hilft ihm bis heute die zweite große Entdeckung im Internet: BrickLink, eine Datenbank, in der jeder Legostein, der jemals hergestellt worden ist, zu finden ist.

Zum Vormerken: Roman Gerhardt wird seine Ausstellung am Sonnabend, 18. November, in der Apotheke aufbauen. Beginnen will er gegen 13 Uhr, rund acht Stunden später soll alles stehen. Gegen 20 oder 21 Uhr lädt er dann zum Umtrunk und Quatschen ein. Zu sehen ist die Legostadt mindestens bis Februar.

Wer sich Bilder von Gerhardts Werken anschauen möchte, wird fündig unter www.instagram.com/legoburgphoto.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 457× gelesen
WirtschaftAnzeige
Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk. | Foto: VEAN TATTOO
3 Bilder

VEAN TATTOO
Tätowierer: einer der gefragtesten Berufe unserer Zeit

Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk, das nicht nur künstlerische Fähigkeiten, sondern auch ein tiefes Verständnis des gesamten Prozesses erfordert. In diesem Artikel wird VEAN TATTOO Ihnen die Welt der Tätowierkunst näherbringen und erläutern, warum der Beruf des Tätowierers heute zu den...

  • Mitte
  • 28.10.24
  • 572× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 305× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 432× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.