Mit Klemmsteinen einen Kindheitstraum erfüllt
Roman Gerhardt sammelt Lego – aber nur in der „Urfassung“

Diesen Zug aus dem Jahr 1983 brachte Roman Gerhardt zum Gespräch im Aktenkoffer mit. Das Besondere: Die Lok verfügt über einen Elektromotor, der über einen Trafo Strom bezieht. Lego baute das nur wenige Jahre. | Foto:  Uwe Lemm
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  • Diesen Zug aus dem Jahr 1983 brachte Roman Gerhardt zum Gespräch im Aktenkoffer mit. Das Besondere: Die Lok verfügt über einen Elektromotor, der über einen Trafo Strom bezieht. Lego baute das nur wenige Jahre.
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Fragt man Eltern oder Großeltern nach dem Lieblingsspielzeug ihrer Kinder oder Enkel, wird nicht selten mit einem einzigen Wort geantwortet: Lego.

Oft sind es große Kisten, die die bunt gemischten „Schätze“ der Kleinen enthalten: eine Unmenge von unterschiedlichsten Bauteilen, Steine und Platten, versehen mit den typischen Noppen der Firma Lego, und mit denen dann munter mehr oder weniger Phantasiegebilde gebaut werden. Hat man dieses Bild von Lego im Kopf, liegt man bei Roman Gerhardt ziemlich daneben. Und dies, obwohl der Mitarbeiter der SPD-Fraktion der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Steglitz-Zehlendorf ein großer Fan von Lego ist.

Doch Roman Gerhardt spielt nicht etwa mit Legos, wie eben Kinder dies tun, denn dazu wäre er dann doch schon viel zu alt, Gerhardt ist begeisterter Sammler von Lego-Teilen und ganzen Bau-Sets. Einzige Bedingung: Die Sammelobjekte müssen vor 2003 hergestellt worden sein. Und dies hat einen guten Grund, wie der studierte Museumswissenschaftler und heutige Pressesprecher erklärt: „Im Jahr 2003 gab es neue Farben bei Lego.“ Und nicht nur das, es gab viel mehr Farben als in der Zeit von 1949, als das ursprünglich Holzspielzeug produzierende Unternehmen aus Dänemark die ersten Klemmbausteine aus dem Kunststoff Celluloseacetat herstellte, bis 2003, als die bis dahin nur zehn Farben umfassende Skala der Legosteine deutlich erweitert wurde. Außerdem wurde ab diesem Zeitpunkt der verwendete Kunststoff härter.

Wer Lego sammelt, wird auch von der Spielzeugkiste seiner Jugend Abschied nehmen müssen: „Basis von Lego-Modellbau ist Logistik“, wie der gebürtige Steglitzer ausführt. Will heißen: Wer die alten Lego-Modelle nachbauen will, muss auf einen eigenen Fundus von Bauteilen zurückgreifen können. „Beim Bauen einem fehlenden Stein hinterher zu forschen und zu bestellen, geht nicht!“ ist Gerhardts Erfahrung.

Detektivisches Gespür

So ist, wer dieses Sammelgebiet möglichst komplett haben möchte, gelegentlich auf sein detektivisches Gespür angewiesen. Denn nicht alles ist über eBay und Co. zu finden. In einem solchen Fall greift der ehemalige Schüler des Beethoven-Gymnasiums auf das Suchportal bricklink zurück, das von sich behauptet, der weltgrößte Online-Handelsplatz zum Kauf und Verkauf von neuen wie gebrauchten Lego-Teilen, Minifiguren und ganzen Sets zu sein. Bei derzeit rund 200 000 Angeboten sollte man allerdings schon wissen, was man sucht.

Ausgesucht seltene Teile oder komplette Sets mit Originalverpackung können auch schon mal ins Geld gehen. So kostet das Modell einer Schnellzuglokomotive aus dem Jahr 1980 heute etwa 400 Euro und für ungeöffnete Packungen soll die 5000-Euro-Marke bereits überschritten worden sein. Er selbst freut sich an sogar drei Exemplaren eines Airport-Shuttles, wobei diese Monorails für jeweils rund 800 Euro gehandelt werden. Doch eine Geldanlage ist seine Sammlung, die einen geschätzten fünfstelligen Euro-Betrag wert sein dürfte, nicht, denn die würde er „niemals verkaufen“, wie Gerhardt glaubhaft versichert.

Trotzdem will er seine Sammelobjekte nicht nur für sich behalten und so stellt er sie während der Wintermonate in der Apotheke am Flughafen in Sichtweite seiner Wohnung am Platz der Luftbrücke aus, nur in den Wintermonaten wegen der UV-Strahlung und der Temperaturen, in einer Apotheke als einem sichern Ort: „Würde dort etwas gestohlen, sicher nicht mein Lego.“ Gerne aber würde er Modelle seiner aus mehreren Zehntausenden von Einzelteilen bestehenden Sammlung an anderen geeigneten Orten präsentieren. Dabei könnte er sich Berliner Bezirksmuseen ebenso vorstellen wie die Botschaften von Legos Heimatland Dänemark oder der Slowakischen Republik, nennt er doch Modelle von Bauten aus Bratislava sein eigen.

Doch warum nun sammelt Roman Gerhardt wirklich Lego? Schaut man auf seine Vita, dann dürfte ihm als Museologen das Sammeln nicht fern liegen. Außerdem ist er seit März dieses Jahres stellvertretender Bürgerdeputierter im Ausschuss für Stadtentwicklung und Wohnen der BVV Steglitz-Zehlendorf, was ja etwas mit Bauen zu tun hat. Der Hauptgrund aber dürfte sein: Weil er als Kind Modell-Sets, die er gerne gehabt hätte, aber nicht bekam, „erfülle ich mir jetzt eben meine Kindheitsträume“.

Diesen Zug aus dem Jahr 1983 brachte Roman Gerhardt zum Gespräch im Aktenkoffer mit. Das Besondere: Die Lok verfügt über einen Elektromotor, der über einen Trafo Strom bezieht. Lego baute das nur wenige Jahre. | Foto:  Uwe Lemm
Ist nicht nur begeisterter Lego-Sammler, hat auch Talent als Comic-Gestalter dank grafischer Ausbildung: Roman Gerhardt. | Foto: webcomic.berlin
Autor:

Uwe Lemm aus Mahlsdorf

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