100 Jahre Groß-Berlin
Die schlimmen Folgen der Wirtschaftskrise: Hitlers NSDAP fand im Bezirk viele Unterstützer

Im selben Jahr, in dem Groß-Berlin gegründet wurde, gründete sich in München auch eine Partei, die später für das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte sorgen sollte.

In Tempelhof trat die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), deren Parteivorsitzender ab 1921 Adolf Hitler war, erstmals zu den Reichstagswahlen am 20. Mai 1928 an. Im Bezirk hatte sich eine Ortsgruppe der NSDAP am 4. November 1925 gegründet. Es war der zweite Anlauf, etwas zu bewirken, nachdem die „Nationalsozialistische Freiheitsbewegung“ 1924 noch gescheitert war. Fünf Jahre vor ihrer Machtergreifung 1933 kamen die Nationalsozialisten auf ein Wahlergebnis, mit dem die NSDAP noch als eine der vielen Splitterparteien betrachtet werden konnte. Dies änderte sich jedoch bereits bei der Reichstagswahl im September 1930, wo fast jeder vierte Berliner die Partei ankreuzte (in Tempelhof 15,7%).

Zwischen 1928 und 1932 erstarkte die NSDAP immer weiter. Besonders deutlich fiel diese Entwicklung in Tempelhof auf. Bei den Preußischen Landtagswahlen am 24. April 1932 erzielte die Partei plötzlich ein höheres Stimmenergebnis als auf Berlinebene. Tempelhof gehörte da bereits zu den wenigen Bezirken mit den höchsten Anteilen an Wählern der NSDAP.

Ursache, so lässt sich verschiedenen Quellen entnehmen, dürfte die Wirtschaftskrise Ende der 20er-Jahre gewesen sein. Diese führte zu einer drastischen Einschränkung der Staatsausgaben. Beamten und Angestellten, die in Tempelhof damals einen großen Anteil stellten, wurden die Gehälter gekürzt, wodurch sie langsam verelendeten. Hinzu kamen Einsparungen auf kommunaler Ebene. So wurden Bauprojekte zurückgestellt und die Mittel für die Wohlfahrtshilfe gekürzt, was bei der hungernden und verzweifelnden Bevölkerung kein Vertrauen erwecken konnte. Das Erstarken des rechten Parteienspektrums wird als Folge dieser Lebensbedingungen angesehen.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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