Dramatisches Kapitel Berliner Geschichte
Freiluftausstellung erinnert bis Mai 2024 an die Luftbrücke

Kaum ein Ereignis hat die West-Berliner so bewegt wie die Luftbrücke. Fast ein Jahr lang musste die Halbstadt vollständig mit Flugzeugen versorgt werden, nachdem die sowjetischen Alliierten Land- und Wasserwege gesperrt hatten. Zum Jubiläum wird nun die Ausstellung „Blockierte Sieger – Geteiltes Berlin. 75 Jahre Luftbrücke“ vor dem Flughafen Tempelhof gezeigt.

Die Freiluftschau ist auf dem ehemaligen Ehrenhof vor der Abflughalle zu erleben. Nach der Eröffnung am 28. Juni ist sie ab 29. Juni bis zum 12. Mai des kommenden Jahres für jedermann frei zugänglich. Die Daten sind nicht zufällig gewählt: Am 28. Juni 1948 begann die Luftbrücke, am 12. Mai 1949 endete die totale Blockade Berlins. Die Versorgungsflüge gingen allerdings noch eine ganze Weile weiter, bis Ende September 1949.

Über zwei Millionen Tonnen Güter

Insgesamt wurden in diesem Zeitraum mehr als zwei Millionen Tonnen Güter nach Berlin gebracht, davon 1,4 Tonnen Kohle, fast eine halbe Million Tonnen Lebensmittel und 160 000 Tonnen Baustoffe. Nicht zu vergessen die 23 Tonnen Süßigkeiten, die die „Rosinenbomber“ vor ihrer Landung in Tempelhof abwarfen – sehnlichst von den Kinder erwartet.

Ziel der West-Alliierten war nicht nur der Flughafen Tempelhof, sondern auch Gatow im englischen Sektor und ab Ende 1948 Tegel im französischen Sektor. Das System der Flugkorridore war so ausgeklügelt, dass zu Spitzenzeiten alle drei Minuten ein Flugzeug in Berlin landen konnte. „Die Luftbrücke war eine grandiose Leistung der US-amerikanischen und britischen Siegermächte. Wie wollen Hintergründe offenlegen und die Relevanz der Ereignisse für die Menschen damals wie auch heute aufzeigen“, so Doris Müller-Toovey, Projektleiterin der Ausstellung, die gemeinsam vom Militärhistorischen Museum Flugplatz Gatow, dem Alliierten-Museum und dem Museum Karlshorst organisiert wurde.

Schau in drei Pavillons

Beantwortet werden sollen folgende Fragen: Wie konnte es überhaupt zu Blockade und Luftbrücke kommen? Welche Politik verfolgten die Westalliierten und die Sowjetunion in den ersten Nachkriegsjahren? Was haben Blockade und Luftbrücke mit der Teilung der Stadt zu tun? Wie erlebten die Berlinerinnen und Berliner diese Zeit? Und welche Rolle spielt die Luftbrücke für die Berliner Erinnerungskultur? Dementsprechend umfasst die Ausstellung vier Kapitel: Blockierte Sieger, Geteiltes Berlin, Luftbrücke, Mythos und Erinnerung. Die Themen verteilen sich auf drei Pavillons, eine große Medienwand und eine Bildwand.

Umfangreiches Begleitprogramm

Die Ausstellung wird in vier Sprachen präsentiert, in Deutsch, Englisch, Französisch und Russisch. Über QR-Codes können die Besucher zusätzliche Informationen abrufen. Ein Handout auf Ukrainisch wurde ebenfalls erarbeitet. Informationen zum Begleitprogramm mit Vorträgen, Lesungen und Filmvorführungen sind im Internet unter mhm-gatow.de/de/ausstellungen/luftbruecke zu finden. Dort wird am 28. Juni auch eine Online-Publikation mit Essays zu unterschiedlichen Aspekten der Luftbrücke und Literaturhinweisen veröffentlicht. Schließlich können online Führungen gebucht werden. Die Termine sind dienstags und donnerstags um 10, 12 und 14 Uhr sowie sonntags um 12 und 14 Uhr.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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