„Temporäre Notmaßnahme“: Traglufthallen als Flüchtlingslager auf dem Tempelhofer Feld geplant

Tempelhof. In den Hangars sind bereits mehrere Tausend Flüchtlinge untergebracht. Bei Redaktionsschluss waren drei Hangars belegt und ein weiterer in Vorbereitung.

Als Nächstes sollen nun Traglufthallen direkt auf dem freien Feld entlang des Tempelhofer Damms aufgestellt werden. Eine „temporäre Notmaßnahme“, wie Senatssprecher Bernhard Schodrowski betont. Gegen Notmaßnahmen hat ja nun keiner was, aber das der Senat dafür das durch den Volksentscheid im vergangenen Jahr zustande gekommene Tempelhofer Feld-Gesetz ändern will, stößt rundum auf Kritik. Laut Gesetz wären temporäre Bauten am Rand des Feldes nämlich schon jetzt zulässig. „Eine winterfeste Unterbringung von Flüchtlingen, beispielsweise in Traglufthallen, ist durchaus denkbar. Warum der Senat allerdings das Tempelhof-Gesetz ändern will, ist nicht nachvollziehbar“, sagt Antje Kapek, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus.

Auch bei den Initiatoren des Volksentscheids von der Initiative „100 Prozent Tempelhofer Feld“ läuten die Alarmglocken. Sie befürchten, dass nach einer Gesetzesänderung die im Masterplan vorgesehenen Gebäude doch noch unter dem Deckmantel einer Zwischennutzung als Flüchtlingsunterkunft errichtet werden und lehnen das Senatsvorhaben entschieden ab.

Die Bürger fragen

Die Not der Flüchtlinge sei nur ein Vehikel, um die alten Baupläne wieder salonfähig zu machen, meint Felix Herzog, Ex-Sprecher der Initiative 100 Prozent Tempelhofer Feld. Und die Initiative „Mehr Demokratie“ erklärt, dass das Gesetz nicht einfach nach Gutdünken umgeschrieben werden könne, sondern die Bürger erneut gefragt werden müssten.

Einen formalen Senatsbeschluss gibt es noch nicht, auch kein Konzept für die Wasser- und Stromversorgung. Fakt ist bisher lediglich, dass das Tempelhofer Feld sich zusehends zum größten Flüchtlingslager der Stadt entwickelt und Berlin bis zum Jahresende voraussichtlich mit insgesamt über 50 000 Flüchtlingen fertig werden muss. Und im nächsten Jahr geht es weiter. HDK

Autor:

Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof

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