Beratungsstelle für Regenbogenfamilien braucht finanzielle Unterstützung
Schöneberg. Im März dieses Jahres hat Deutschlands erstes Regenbogen-Familienzentrum in Schöneberg eröffnet. Die Beratungsstelle wird demnächst im Rahmen der Initiative "Deutschland - Land der Ideen" als "Ausgezeichneter Ort" von Wirtschaft und Politik gefeiert. Konkrete Hilfe in Form von finanzieller Unterstützung kommt vom Senat bisher allerdings nicht. Das kritisiert auch die Bürgermeisterin.
Das Geld für die Eröffnung des Familienzentrums in der Cheruskerstaße kam über die Lottostiftung. Bis Ende 2015 wird damit die Miete gezahlt und die halbe Stelle der einzigen Mitarbeiterin vor Ort. "Als One-Woman-Show funktioniert das aber nicht", beklagt Jörg Steinert als Geschäftsführer und Pressesprecher des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD), unter dessen Trägerschaft das Zentrum Anfang des Jahres eröffnet wurde. Das Angebot sei stark nachgefragt. Regenbogenfamilien kämen zu den Gruppenangeboten, zur psychosozialen Beratung und wenn sie Hilfe in Rechtsfragen hätten. "Die Mitarbeiterin kann aber nicht gleichzeitig einen Geburtsvorbereitungskurs leiten und dabei noch ein Paar beraten, das diskriminiert wird und Rechtsbeistand braucht", so Steinert. Er fordert deshalb mehr Unterstützung vom Senat. "Es kann doch nicht sein, dass die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft, die auch für Familienfragen zuständig ist, sich bei der Finanzierung nicht in der Pflicht sieht." Zwar gebe es hier ideelle Unterstützung, aber eben kein Geld. Spätestens wenn die Förderung über die Lottostiftung in zwei Jahren auslaufe, werde es richtig eng für das Familienzentrum. Auch Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) appelliert jetzt an das Abgeordnetenhaus, die Finanzierungsfrage bei der aktuell laufenden Aufstellung des Doppelhaushalts für 2014 und 2015 zu überdenken. Sie hatte sich dafür stark gemacht, dass das Familienzentrum nach Schöneberg kommt und will die Einrichtung jetzt zumindest auf diese Weise unterstützen. "Es gilt jetzt, die Förderinstrumente im Bereich der Familienpolitik weiterzuentwickeln, damit auch gezielte Angebote für homosexuelle Eltern und ihre Kinder im Haushalt Berücksichtigung finden", so ihre Formulierung in Richtung Abgeordnetenhaus. Der Bezirk sei auf keinen Fall dazu in der Lage, "dass einfach so mit zu übernehmen".
Steinert und seine Mitstreiter wollen einen nahenden Termin nutzen, um ihre Forderungen noch mal persönlich zu formulieren. Am 22. November wird das Regenbogen-Familienzentrum offiziell den Titel als "Ausgezeichneten Ort" im Rahmen der Initiative "Deutschland - Land der Ideen" verliehen bekommen. Es ist davon auszugehen, dass auch hier wieder - ähnlich wie bei der Eröffnung - zahlreiche Politiker der Bundes-, Landes- und der Bezirksebene vor Ort sein werden. 25.000 Euro pro Jahr seien für einen anständigen Betrieb vor Ort nötig, sagt Steinert und will das Geld offensiv einfordern. "Für einen ausgezeichneten Ort dürfte das eigentlich nicht zu viel sein."
Ralf Liptau / flip
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