Bezirksamt gibt Broschüre zum Straßenstrich heraus
Schöneberg. Es gibt weder die eine Meinung noch die eine Lösung: Seit Jahren wird über den Straßenstrich an der Kurfürstenstraße diskutiert - teils mit emotional vorgebrachten Maximalforderungen. Anwohner haben 2012 versucht, ein ausgewogenes Meinungsbild zu zeigen. Das Ergebnis gibt es jetzt als Broschüre.
"Auf einmal war das eine Installation im Straßenraum, ein richtiges Event", erinnert sich der Künstler Rolf Hemmerich an die ersten Ausstellungspräsentationen im Sommer rund um die Kurfürstenstraße. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern Gerhard Haug und Christiane Howe vom Verein Netzwerk Stadtraumkultur hatten sie im Kiez Meinungen zur Thematik zusammengetragen und auf elf transportable Ausstellungswände gebracht. Gezeigt haben sie die Tafeln dort, wo auch das Thema zu Hause ist: im öffentlichen Raum rund um die Kurfürstenstraße. Nun ist auf Basis dieser Ausstellung eine Broschüre entstanden, die das Bezirksamt herausgegeben hat. Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) und Gesundheitsstadträtin Sibyll Klotz (B90/Grüne) sehen Ausstellung und Broschüre als "besondere Art der Bürgerbeteiligung". "Mit unseren Tafeln und der Broschüre", sagt Haug, "wollen wir einen Beitrag zur Mediation liefern." Also wegführen von der emotionalen Debatte, in der es nur noch um Schwarz oder Weiß gehen kann, hin zu einem differenzierteren Bild.
30 Beteiligte haben die drei Initiatoren des Projekts im vergangenen Jahr nach ihrer Meinung zum Thema befragt. Darunter Anwohner, Gewerbetreibende und Vertreter sozialer Einrichtungen. Sowie eine Prostituierte und einen Freier. Natürlich lassen sich deren Meinungen nicht immer zu einer gemeinsamen zusammenfassen. Die Erkenntnis der Befragungen sei trotzdem gewesen, dass die Akzeptanz vor Ort größer sei als vielleicht gedacht. Dass nur die Rahmenbedingungen verbessert werden müssten. Also beispielsweise mehr und geeignetere Orte zur "Verrichtung" geschaffen werden. "Die Auswirkungen des Ganzen müssen eingedämmt werden", so Haug.
Um dafür Konzepte zu entwickeln, müsse das Thema allerdings erst einmal wieder offener diskutiert werden. "Wir haben nicht das Gefühl, dass wir mit unserer Ausstellung wirklich einen Prozess in Gang setzen konnten, der von den Betroffenen weiter getragen würde", gesteht sich Hemmerich ein. Trotzdem wollen sie weitermachen. Im Sommer sollen die Ausstellungstafeln nochmals auf die Straße und im Herbst ins Rathaus Schöneberg.
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