Tempelhof. Die an der Oberlandstraße geplante Brücke zum Tempelhofer Feld wird nach Hatun Sürücü benannt. Das hat die Mehrheit im BVV-Kulturausschuss Anfang Mai auf Antrag der CDU-Fraktion beschlossen.
Hatun Sürücü (1982-2005) war eine junge, alleinerziehende Berlinerin mit kurdischen Wurzeln, die sich mit ihrem kleinen Sohn aus einer Zwangsehe befreit hatte. Dafür, und weil sie ein von den Vorstellungen der Familie abweichendes Leben nach westlichen Maßstäben führen wollte, wurde sie vor über acht Jahren, am 7. Februar 2005, an einer Bushaltestelle in der Oberlandstraße von einem ihrer Bruder aus nächster Nähe mit drei Kopfschüssen quasi hingerichtet. Die Ermordung der jungen Mutter auf offener Straße hatte eine breite gesellschaftliche und politische Debatte über Zwangsverheiratung und sogenannte Ehrverbrechen ausgelöst. Mit einer Benennung im öffentlichen Straßenraum sollen Mut und Verantwortung der jungen Frau gewürdigt werden. Die zurzeit mit 4,2 Millionen Euro Kosten kalkulierte Hatun-Sürücü-Brücke samt der dazugehörigen Straßenverbindung soll bis etwa 2016 gebaut werden und das Tempelhofer Feld beziehungsweise das dort entlang der Stadtautobahn geplante Gewerbegebiet von Süden her erschließen und mit dem Gewerbegebiet am Teltowkanal verbinden. Außerdem ist gleich neben der Brücke ein neuer S-Bahnhof geplant, der allerdings erst später gebaut werden soll.
Die vorgesehene Straßenführung verläuft zwischen dem VW-Lackierwerk und den Union-Filmstudios direkt gegenüber von Gillette an der Oberlandstraße, nur wenige Meter von der A 100 entfernt. Und weil die Bahntrasse als bislang unüberwindbare Trennlinie zwischen der Oberlandstraße und dem ehemaligen Tempelhofer Flugfeld verläuft, muss die neue Verbindungsstraße zum großen Teil als Brücke über den Schienenstrang gebaut werden.
Wie berichtet, hatte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung für den Brückenbau im vorigen Jahr einen nichtoffenen Wettbewerb für Ingenieure, Arbeitsgemeinschaften und Architekten ausgeschrieben. Zuständig für das Verfahren waren die Baukammer Berlin und die Architektenkammer Berlin. Der schließlich preisgekrönte Entwurf stammt von den Planern der Arup GmbH, Berlin, Kolb Ripke Architekten, Planungsgesellschaft mbH.
Horst-Dieter Keitel / hdk
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