Neugier auf ein neues Leben: Dalia aus Damaskus lebt jetzt in Tempelhof

Dalia sucht noch eine neue Wohnung und einen Job. Ihr Studium wird in Deutschland nicht anerkannt. | Foto: Angelika Ludwig
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Tempelhof. Flüchtlinge sind Menschen, die ihr Zuhause verlassen mussten, um ihr Leben zu retten. Doch wie geht es weiter hier in Berlin? Die Berliner Woche schaut hinter die Türen der Flüchtlingsunterkünfte und stellt einige der neuen Nachbarn vor.

Dalia, eine Endzwanzigerin aus Damaskus, sitzt in einem Ku’damm-Café und genießt ihren süßen Cappuccino. Als die Kellnerin aus Versehen eine Tasse zu Boden wirft, springt die junge Syrerin wie von der Tarantel gestochen auf. „Das ist der Schreck, der mir noch in den Gliedern steckt. Der Knall erinnert mich an die Bombe, die auf unser Haus gefallen ist, während ich schlief.“ Dalia ist schon seit 2013 in Deutschland. Sie lebt jetzt in Tempelhof. Sie spricht sehr gut Deutsch und geht regelmäßig in einen Sprachkurs, um noch besser zu werden.

Als sie in Damaskus Betriebswirtschaft studierte, war der Krieg noch nicht in Sicht, ihre Zukunft sah noch rosig aus. Sie arbeitete nach dem Studium und einer zusätzlichen Weiterbildung als Bankkauffrau in einem Geldinstitut im Zentrum der Stadt. Dalia hatte sich gerade verlobt, als der Krieg in Syrien begann. „Anfänglich haben wir noch geglaubt, die Situation würde sich beruhigen. Doch diese Hoffnung hat nur ein paar Monate gehalten.“ Nachdem einige ihrer Freunde im Krieg gestorben waren und ihr Haus ein zweites Mal dem Bombenhagel zum Opfer fiel, entschloss sie sich zur Flucht. Da schon bekannt war, wie gefährlich die Schlepper-Route nach Europa ist, erkundigte sich Dalia kurzerhand, welche von den europäischen Botschaften in Damaskus noch nicht geschlossen war. Sie besorgte für sich und ihren Verlobten Bashar ein europäisches Touristenvisum. So kamen beide trockenen Fußes nach Berlin. Eltern und Geschwister leben noch in Damaskus.

„Die Lebensqualität ist auch in vielen Teilen von Damaskus gleich Null. Die Menschen leiden sehr unter Wassermangel, fehlendem Strom, aber auch unter dem Verfall des syrischen Pfundes.“ Etliche Freunde seien arbeitslos, da viele Unternehmen schließen müssen. Die junge Asylbewerberin und ihr Verlobter Bashar haben im letzten Jahr in Berlin geheiratet. In Damaskus arbeitete Bashar als Kaufmann.

In Berlin gründete er mit einem deutschen Kollegen den Verein Mygrade und vernetzt mit der entwickelten Plattform www.mygrade.net Arbeit suchende Flüchtlinge und Firmen, die neue Mitarbeiter einstellen.

Der erste Zufluchtsort in Berlin war für die Christen die Kirche. Mit ihrer Hilfe arbeiteten sie sich durch den Paragrafendschungel. Dalia hat aber nicht nur viel über deutsche Behördengänge gelernt, sondern auch mit viel Neugier ihre neue Heimat erforscht. "Die Verkehrsmittel sind toll und pünktlich. Hier haben die Bürger Rechte und es gibt Gesetze, die das regeln.“ Wenn sie sich etwas Gutes tun möchte, besucht sie die Berliner Museen, „die sind einfach toll“. Eine Kritik steht trotzdem im Raum. „Ich soll jetzt noch einmal von vorn anfangen zu studieren, da meine Ausbildung nicht anerkannt wird.“ Das empfindet sie als ungerecht. Gerne würde sie beweisen, dass sie sich auf neue Herausforderungen im Job einstellen kann. Außerdem fehlt noch eine Wohnung zum Glück, in der sich das Paar wirklich wohlfühlen kann. AL

Autor:

Angelika Ludwig aus Weißensee

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