Erinnerung an Erschießungen
"Parlamentäre" in den letzten Kriegstagen an der Lorenzstraße hingerichtet

Heute haben diverse Unternehmen in dem großen Gebäude am Lorenzweg ihren Sitz. | Foto:  Schilp
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Die Bezirksverordneten möchten, dass im Lorenzweg 5 am Tempelhofer Hafen eine Gedenkstele errichtet wird. Sie soll an ein schreckliches Ereignis erinnern, das sich dort in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs abgespielt hat.

Der Betrieb Lorenz, nach dem die kurze Straße benannt ist, war einer der großen Berliner Elektrobetriebe. Während des Naziregimes wurden von ihm wichtige Maschinenteile für die Rüstungsproduktion hergestellt. In der Firma gab es aber auch betrieblichen Widerstand, der von dem Sozialdemokraten Hans Schiftan organisiert wurde. Er hatte Verbindung zu vielen Untergrundgruppen in anderen Firmen. Schiftan wurde verhaftet und starb 1941 im Konzentrationslager Mauthausen.

Ein Teil der Keller im Lorenzweg 5 wurde als Luftschutzraum genutzt. Auch Ende April 1945 suchten dort viele Menschen Schutz. Als die Rote Armee näher rückte, zog die deutsche Wehrmacht ihre Verteidigungslinie ins Stadtinnere zurück. Im Bunker entschloss sich eine Gruppe von Menschen, als „Parlamentäre“ mit provisorischen weißen Flaggen zur sowjetischen Truppenführung zu ziehen, die am Teltowkanal stand. Sie wollten darum bitten, die Kinder, Frauen und Greise aus dem Luftschutzraum in ihre Wohnungen zurückkehren zu lassen. Doch sie kamen nicht weit. Als sich die "Parlamentäre" dem Fabriktor näherten, wurden sie von abrückenden SS-Leuten gestellt. Der Sturmbannführer ließ sie wegen Hochverrats sofort vor Ort erschießen. Er selbst wurde später von der Roten Armee aufgegriffen und erschossen.

„Ich finde gut, dass auf diesen historisch relevanten Ort zukünftig aufmerksam gemacht werden wird”, sagt Corinna Volkmann, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, die den entsprechenden Antrag gestellt hat. Gerade weil die rechtsextrem motivierten Gewalttaten und Äußerungen in Deutschland zunähmen, sei es wichtig, an die Gräueltagte der Nationalsozialisten zu erinnern, damit sich die Geschichte nicht wiederhole.

Der Vermieter des Gebäudes Lorenzweg 5 sei bereits auf die geplante Stele angesprochen worden. „Die Firma zeigt Wohlwollen und kann sich eine Beteiligung vorstellen“, so Volkmann. Nun soll sich das Bezirksamt für den Gedenkort einsetzen und den Verordneten bis November über den Stand der Dinge berichten.

Heute haben diverse Unternehmen in dem großen Gebäude am Lorenzweg ihren Sitz. | Foto:  Schilp
Der Lorenzweg zweigt von der Ordensmeisterstraße ab. | Foto: Schilp
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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