Küche geschlossen, Sanitäranlagen kaputt und verschmutzt, Decke eingestürzt, Probleme mit dem Strom
Schule am Berlinickeplatz hat viele Mängel
Kaum ist die Tür zur Toilette geöffnet, steigt ein beißender Gestank in die Nase. Braune Spritzer auf dem Boden und an den Wänden, Klopapier liegt quer durcheinander. Die Waschbecken sind verschmutzt, Seifenspender und zahlreiche Klobrillen abgebrochen. Wer in der Schule am Berlinickeplatz auf die Toilette will, muss sich überwinden.
Einige Schüler gehen deswegen in den Pausen in ein nahegelegenes Restaurant oder verkneifen sich den Toilettengang, bis sie wieder zu Hause sind. „Ich sprühe vorher immer Deo oder Parfüm in den Raum, warte eine Minute, und dann gehe ich rein. Desinfektionsmittel habe ich auch immer dabei“, erzählt Celina Kopping. Die 16-Jährige besucht die neunte Klasse und ist seit September 2018 Schülersprecherin. Sie will die Zustände nicht länger hinnehmen. Am 15. Mai organisierte sie daher eine Streikdemonstration. Auch einige Eltern schlossen sich an. „Wir wollen Toiletten“ oder „Alle haben ein Recht auf Gesundheit – auch wir“ lauteten ihre Botschaften. Empfangen wurden sie von Mitarbeitern des Fachbereichs Facility Management. Diese seien laut Celina etwas überrascht und auch entsetzt gewesen, als sie von ihrem Schulalltag berichtete. Dabei sind die Toiletten nur die Spitze des Eisbergs.
Seit im vergangenen Jahr die Decke ihres Klassenraums im dritten Stock eingestürzt sei, werde ihre Klasse ersatzweise in der Schulwerkstatt unterrichtet. Aufgrund der alten Stromleitungen würden die Beamer manchmal nicht laufen. Das WLAN fiele oft aus. Im Winter hätten die Heizungen nicht richtig funktioniert. Was Celina ebenfalls stört, ist das Fehlen einer Cafeteria. Diese sei bereits geschlossen gewesen, als sie 2016 an die Schule wechselte. Einige Zeit hatte zumindest eine Schülerfirma noch Brötchen verkauft. Die gibt es nun jedoch nicht mehr. Grund: die Küche, die auch von der Koch-AG genutzt wurde, musste wegen Brandschutzauflagen schließen. Außerdem fehlt es der Schule an einem Aufenthaltsraum, einem funktionstüchtigen Kunstfachbereich und Materialien für die Werkstatt. Die Liste der Mängel ließe sich fortsetzen.
Öffentlich wollen sich die Lehrer nicht dazu äußern. Intern würden sie jedoch hinter den Schülern stehen, so Celina Kopping. Ihr forsches Auftreten kommt nicht bei jedem gut an, doch das ist ihr egal. Für ihre Schule will sie Verbesserungen und legt dafür den Finger in die Wunde. Dass sie so hartnäckig ist, habe sie ihrer Mutter und ihren beiden älteren Stiefbrüdern zu verdanken. „Sie haben mich stark gemacht, denn ich musste mich immer durchsetzen“, sagt sie. Nach Abschluss der zehnten Klasse möchte sie die Carl-Zeiss-Oberschule besuchen. Sie habe Freunde da und Probleme wie hier gebe es dort nicht. Dieser Umstand soll jedoch nichts an ihrem Engagement ändern, betont Celina.
Stadtrat Oliver Schworck (SPD) erklärte im Gespräch mit der Berliner Woche, dass die Situation in der Schule am Berlinickeplatz seit Jahren angespannt sei. „Es muss da eine ganze Menge passieren und das wollen wir auch machen. Das sind aber Prozesse, die nicht von heute auf morgen gehen.“ Der Schulstadtrat möchte die mobilen Unterrichtsräume abreißen lassen und die Schule mit einem „fliegenden Klassenzimmer“ (mobiler, modularer Holzbau) entlasten. Dies könnte für 2020 klappen. Bezüglich der Toiletten solle demnächst eine Analyse stattfinden, die zu einem kurzfristigen Austausch der Sanitärelemente führen könnte. „Es wird noch ein bisschen dauern, aber wir werden die Schule auf dem Laufenden halten“, so Schworck. Celina Kopping ist skeptisch, denn vor zwei Jahren habe es schon einmal einen Streik gegeben. „Danach ist auch nicht viel passiert. Die Toiletten sind lediglich neu gestrichen worden“, sagt die Sprecherin.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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