Im Zentrum des Bienenschwarms
Am Schwerbelastungskörper wurde erstmals Honig geerntet

Nachdem er mit einer Stockmeißel die Kisten geöffnet hat, kann Piet Hoppe (rechts) die Waben einzeln herausnehmen. | Foto: Philipp Hartmann
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  • Nachdem er mit einer Stockmeißel die Kisten geöffnet hat, kann Piet Hoppe (rechts) die Waben einzeln herausnehmen.
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Nein, hier wird nicht für die nächste Mondlandung trainiert, obwohl der Beobachter vielleicht einen Moment daran denken mag. Statt aus einem Raumschiff steigen die Männer aus einem Lkw. Und sie tragen auch keine Raumanzüge, sondern Bienenoveralls. Es sind Szenen einer Honigernte, die dieses Jahr in der zweiten Juli-Woche erstmalig am Schwerbelastungskörper stattfand.

Die Berliner Woche war mit dabei – und begleitete das Team um Imker Piet Hoppe bei der Arbeit. „Achte darauf, dass wirklich alle Reisverschlüsse zu sind“, gibt Hoppe dem Reporter gleich zu Beginn einen wichtigen Rat beim Anziehen der Schutzkleidung. Normalerweise sind Bienen harmlos. Wird ihnen jedoch der Honig geklaut, kennen sie keinen Spaß. „Bienenstiche beim Imker gehören dazu wie die staubigen Arme beim Bauarbeiter“, meint Hoppe. „Falls dich eine erwischt, dann drücke den Stachel wie einen Splitter heraus. Bei einem Stich hilft, die Stelle mit Zwiebel einzureiben“, erklärt er routiniert. Etwa 20 Stiche kassiert er nach eigener Schätzung täglich. Auch, weil er gerne mal die Handschuhe weglässt, um „bienenfreundlich“ zu arbeiten.

2500 Kilo Honig

Seit drei Jahren ist der 28-Jährige für die Bioland-Imkerei im brandenburgischen Worin tätig. „Wir sind eine Wander-Imkerei, weil die Natur das von uns verlangt“, sagt er. Die Bienenstöcke, um die sich das Team kümmert, sind über Berlin und Brandenburg, aber auch Sachsen-Anhalt und sogar auf der Ostseeinsel Fehmarn verteilt. In diesem Jahr hat die Imkerei erstmals auch Bienenstöcke auf dem Gelände des Schwerbelastungskörpers aufgestellt. Anfang Juni ging es los. „Siehst du die Brombeeren?“, fragt Hoppe – und zeigt dabei auf die vielen Sträucher mit reifen, tiefschwarzen Früchten ringsherum. „Jede Blüte ist zur Frucht geworden in der Zeit. Daran kannst du die Bestäubungsleistung der Biene erkennen.“ Den Standort in der General-Pape-Straße schätzt der Imker wegen des Wildwuchses sowie der Einfamilienhäuser und der Kleingartensiedlung gleich nebenan. „Die Bienen haben guten Honig gebracht. 84 Bienenvölker haben wir hier. Pro Volk können wir rund 30 Kilo ernten.“ Insgesamt sind also mehr als zweieinhalb Tonnen Honig zusammengekommen. Verkauft wird dieser zum Beispiel an das Unternehmen Alnatura.

Mit Rauch werden Bienen beruhigt

Eine Kiste nach der anderen mit dem süßen Inhalt stapeln die Männer auf ihren Lkw. Dieser ist speziell für den Honigtransport umgebaut worden und verfügt über Belüftungslöcher. So geht es zurück zum Hof nach Worin. „Dort wird zunächst die Wachsschicht abgeschnitten. Dann kommt der Honig in eine Zentrifuge, wird dort aus den Waben geschleudert und durchläuft dann mehrere Filteranlagen. Die leeren Waben kommen danach zurück in ihre Kiste und können wieder als Honigraum genutzt werden“, berichtet Piet Hoppe, während ein Kollege von ihm gerade mit einem Smoker hantiert. Dieses Gerät, bestehend aus einer zylindrischen Brennkammer mit Tülle und einem Blasebalg, erzeugt eine dichte Rauchwolke. „Mit dem Rauch können wir die Bienen wieder beruhigen“, erläutert der Imker.

Weil die Premiere so positiv verlaufen ist, soll am Schwerbelastungskörper im nächsten Jahr erneut zur Zeit der Lindenblüte in großen Mengen Honig geerntet werden. Nun sind Piet Hoppe und sein Team jedoch erst einmal wieder in Brandenburg gefragt. Im Herbst und im Frühjahr seien dort die Nektar- und Pollenbedingungen besser, erklärt der Fachmann.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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