Grüner Entspannungsort im Großstadtkiez
In der ufaFabrik wird generationsübergreifend Umweltschutz betrieben
„Wir führen hier ein Leben im Einklang mit der Natur“, sagt Werner Wiartalla, während er auf seiner Terrasse sitzt. Von dort blickt er direkt auf eines der begrünten Dächer, wo Gemüse in Holzkisten heranwächst, Bienen und Hummeln schwirren. Gleich nebenan fängt eine Solaranlage die Sonnenstrahlen ein.
Auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz wird in der ufaFabrik großer Wert gelegt. Sie ist gewissermaßen eine grüne Lunge mitten in Tempelhof. Wiartalla hat daran einen bedeutenden Anteil. Der 63-Jährige lebt seit mehr als drei Jahrzehnten dort. Einen alten Maschinenraum baute er zu seiner Wohnung um. Stromleitungen und was er sonst noch benötigt, hat er selbst in die obere Etage verlegt. Als Diplom-Physikingenieur, früher bei einem Elektrokonzern beschäftigt, hat er das nötige Wissen. Nachdem er 1985 durch einen Trommelkurs auf die ufaFabrik aufmerksam wurde, schaute er sich zunächst die Energieversorgung des Areals an. Anschließend entwickelte er Konzepte zur Strom- und Wärmeerzeugung und stellte EU-Anträge.
Mitte der 90er-Jahre baute er auf dem Gelände ein Blockheizkraftwerk auf. 1997 folgte die mit 500 Quadratmetern Fläche bis dato größte Solaranlage Berlins. „Von allen Firmen kam auf Anfrage zurück: ‚Herr Wiartalla, Sie haben sich wohl vertan. Das ist doch eine Null zu viel!‘ Es war schwierig, eine Firma zu finden, die sich das in dieser Größenordnung zugetraut hat“, erinnert sich der Technische Leiter an die damalige Zeit. „Vieles hier waren Pionierprojekte.“ Heute ist die Solaranlage, die inzwischen 750 Quadratmeter umfasst und deren Module sich automatisch nach dem Sonnenlicht ausrichten, nur eine von vielen Einrichtungen mit Vorbildcharakter.
Wiederverwendung ist Prinzip
So gibt es auf dem Areal beispielsweise eine eigene Kompostier- und eine Regenwasseraufbereitungsanlage. Trinkwasserqualität wird damit nicht erreicht, doch für die Toilettenspülung ist es gut genug. Ein Teil des in der Bäckerei anfallenden Altbrots wird als Futter für die Tiere des Kinderbauernhofs verwendet. Die grünen Dächer und Fassaden dienen als natürliche Isolierung der Innenräume. Besonders im Sommer sei die Wirkung spürbar, berichtet Werner Wiartalla. Wer vom zubetonierten und von der Sonne aufgeheizten Tempelhofer Damm einen Abstecher zur ufaFabrik mache, bemerke den kühlenden Effekt der Pflanzen. „Das ist frische Luft wie im Wald. Sonst würde man hier eingehen.“
Im Laufe der Jahrzehnte seien insgesamt 3,5 Millionen Euro in den Standort investiert worden, schätzt er. Heerscharen von Studenten und Ingenieurbüros hätten sich den Standort angesehen, hier geforscht und ihre Diplomarbeiten geschrieben. Neben der Umstellung auf LED-Beleuchtung gehören zum ökologischen Gesamtbild der ufaFabrik auch ein Windrad auf dem ehemaligen Filmbunker des Ufa-Filmkopierwerks sowie Akustikplatten aus Recyclingmaterial für den Schallschutz. Außerdem kümmern sich die Mitarbeiter nicht nur um den Gemüseanbau auf dem Dach, sondern auch um einen Kräutergarten.
Durchdachter Gemüseanbau
„Es bleibt alles in der Kommune“, sagt Erik Wörmann, der im November ein Philosophie-Studium an der Humboldt-Universität beginnt. Der 21-Jährige aus Nordrhein-Westfalen erfuhr über die Stiftung Naturschutz Berlin von der ufaFabrik. 2019 absolvierte er dort sein Freiwilliges Ökologisches Jahr. Inzwischen wohnt er in einer WG auf dem Gelände und hat einen Job als Gartenarbeiter.
Seine Aufgaben variieren je nach Jahreszeit. Im Winter ist er vor allem in der Werkstatt anzutreffen. Im Frühling und Sommer kümmert er sich um die Bewässerung und Pflege der Dächer und des Kräutergartens. „Anfang des Jahres haben wir die Kisten mit Pferdemist vom Kinderbauernhof befüllt und mit Blumenerde vermischt. Dadurch entwickelt sich Hitze und so kann man schon mit dem Gemüseanbau anfangen, wenn es eigentlich noch zu kalt ist“, erzählt er. Obwohl er noch nicht lange zum Team gehört, kann er sich offenbar schon jetzt hier eine Zukunft vorstellen. „Es ist einfach super“, sagt Wörmann begeistert. Werner Wiartalla muss sich wohl keine Sorgen um die nächste Generation machen.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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