Wildes Grün im Hospizgarten
Projekt „Urbanität und Vielfalt“ startet am Wenckebach-Klinikum
Gegen das Insektensterben und für den Erhalt einer artenreichen Flora gibt es immer mehr Projekte in Berlin. Das Ende 2016 ins Leben gerufene „Urbanität und Vielfalt“ ist eines davon. Mit einer Pflanzaktion am 20. August startete es im Hospizgarten des Vivantes Wenckebach-Klinikums. Dort wurden seltene heimische Trockenrasenarten eingesetzt.
Hinter dem Projekt stehen der Botanische Garten der Universität Potsdam und der Philipps-Universität Marburg, das Späth-Arboretum der Humboldt-Universität und die Gärtnerei des Umweltzentrums Dresden. Finanziell unterstützt wird es unter anderem durch das Bundesumweltministerium. „Wir holen unter Beteiligung der Naturschutzämter Samen aus der Wildnis, vermehren sie im Botanischen Garten und geben sie als Jungpflanzen weiter“, berichtet Diplom-Biologin Anika Dreilich von der HU Berlin. Mehr als 1000 Berliner und Brandenburger haben bereits Pflänzchen im heimischen Blumenkasten auf dem Balkon oder im Garten eingepflanzt, gepflegt und damit zur Erhaltung bedrohter regionaler Wildpflanzen beigetragen.
Auch das Vivantes-Klinikum in der Wenckebachstraße wurde auf das Umweltprojekt aufmerksam. Es stellte einen Teil des Gartens vor dem Hospiz zur Verfügung. 16 Patienten werden dort in der letzten Phase ihres Lebens betreut. Sie haben Tumore oder schwere Lungenerkrankungen und schaffen es selbstständig meist nur noch bis zur Terrasse. Dorthin bringen die Pfleger jeden Morgen das Frühstück, denn die Patienten können so den Blick in den Hospizgarten genießen. Dieser wird von Mitarbeitern der Stiftung Naturschutz Berlin sowie der hauseigenen Gärtnerei gepflegt und ist ein idyllisches Plätzchen. Auf der einen Seite des Gebäudes befinden sich ein kleiner Teich und zehn Bienenstöcke, auf der anderen ein Lavendelfeld und eine Reihe von Beeten vor der umgrenzenden Backsteinmauer. Fenchel, Johanniskraut, Stockrosen und Oregano wachsen dort um die Wette. Daneben wurde ein Steinhaufen aufgetürmt, der Eidechsen einen Unterschlupf bieten soll.
Auf der Fläche drumherum wurden nun für das Projekt „Urbanität und Vielfalt“ Gras- und Kartäusernelken, Sandknöpfchen und Schillergras gepflanzt. „Das sind Trockenrasenpflanzen, die ganz wenig Wasser und Boden, Nährwerte und Pflege benötigen“, erklärt Anika Dreilich. „Die Fläche wird nächstes Jahr schön blühen und dann eine Nahrungsquelle für Bienen sein“, prognostiziert sie. Hospizleiterin Michaela Schulze freut sich darüber, denn nicht nur die Mitarbeiter würden immer wieder über den schönen Arbeitsplatz schwärmen. Ein farbenfroher Garten könne die Patienten entspannen und von ihren Leiden ablenken, sei jedoch auch für die Angehörigen gedacht. An einem Ort, an dem allein im ersten Halbjahr dieses Jahres 150 schwerstkranke Patienten verstorben sind, sei dies ein unschätzbarer Wert.
Infos zum Projekt und zum Mitmachen unter https://urbanitaetundvielfalt.de/.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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