Verkehrsversuch soll 2020 starten
Sichere Radspuren und temporäre Lieferzonen am Te-Damm geplant
„Kreuzgefährliche Situation, für Radfahrer dramatisch.“ Diese Zustandsbeschreibung für den Tempelhofer Damm stammt nicht von einem Fahrradaktivisten. Es sind Worte, die Dirk Ohm vom Planungsbüro IVAS kürzlich bei einem Infoabend in der ufaFabrik wählte. Vorgestellt wurde der Verkehrsversuch, der zwischen Ullsteinstraße und Alt-Tempelhof sichere Radverkehrsanlagen vorsieht.
Wer am Te-Damm ein paar Minuten innehält, erkennt schnell den dringenden Handlungsbedarf. Weil es keine Radspuren gibt, kommen sich Rad- und Autofahrer gefährlich nah. Auf der dritten Spur wird geparkt, daneben halten oft Lieferfahrzeuge in zweiter Reihe. An diesen Stellen müssen Radler in den fließenden Verkehr ausweichen. Von „abenteuerlichen Manövern“ spricht Dirk Ohm. Kritik an dieser Situation wird seit Jahren geäußert. Jetzt scheint es voranzugehen. Seit August 2018 läuft unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit der Planungsprozess zum Verkehrsversuch, der von der BVV beschlossen wurde. Das Bezirksamt zog Experten mehrerer Planungsbüros hinzu. Es wurden Gespräche mit Anwohnern und Gewerbetreibenden geführt, Workshops organisiert und Leitlinien entwickelt. Als Ergebnis stehen nun zwei Varianten, eine vierspurige und eine zweispurige, zur Umgestaltung fest.
Beide sehen in beiden Fahrtrichtungen jeweils 2,85 Meter breite Radspuren vor. Diese sollen mit Pollern, Leitschwellen oder Leitboys geschützt werden. Die jeweils dritte Spur, aktuell als Parkstreifen genutzt, muss dafür weichen. An Bushaltestellen wird der Radverkehr hinter den Warteflächen im Gehwegbereich vorbeigeführt. Bei der zweispurigen Variante stünde zusätzlicher Platz in den Seitenräumen zur Verfügung. Dort könnten beispielsweise weitere Bäume gepflanzt und die Gehwege aufgewertet werden. Der Mittelstreifen würde entfallen. Laut Christiane Heiß (Grüne) wird zunächst die vierspurige Variante umgesetzt. Diese soll jedoch nur eine Zwischenlösung auf dem Weg zur zweispurigen sein. „Das Ergebnis ist ein großer und wichtiger Schritt hin zu mehr Sicherheit für Radfahrende und damit hin zu einer Mobilitätswende im Bezirk. Gleichzeitig verbessert das Projekt den Gesundheitsschutz aller Anlieger durch deutlich gesenkte Luft- und Lärmbelastung“, so die Stadträtin.
Der Bezirk kann jedoch nicht machen, was er möchte, denn der Te-Damm ist eine Bundesstraße. Zugleich ist er eine wichtige Verbindung zwischen der City und dem südlichen Umland mit dem Güterverkehrszentrum Großbeeren. Bis zu 42 000 Fahrzeuge nutzen ihn täglich. Viele Interessen gilt es daher zu beachten. Wo zum Beispiel wird in Zukunft der Verkehr entlangfließen, wenn der Te-Damm in der zweispurigen Variante nur noch 70 Prozent der aktuellen Menge bewältigen kann? „Dafür muss eine Verlagerung erfolgen, zum Beispiel auf den ÖPNV“, meint Planer Dirk Ohm. Auch die wegfallenden Parkplätze und den Lieferverkehr gilt es zu beachten. Schließlich liegen auf dem benannten Abschnitt zahlreiche Geschäfte und mehrere Einkaufscenter. Für sie sollen temporäre Lieferzonen innerhalb des rechten Fahrstreifens eingerichtet werden. Weitere Lieferzonen sind in den Seitenstraßen angedacht. Dorthin und in vorhandene Parkhäuser soll auch der ruhende Verkehr verlagert werden, was im Rahmen eines Parkraumkonzepts noch untersucht wird. Je nachdem, wie schnell die Verhandlungen mit der Senatsverkehrsverwaltung voranschreiten, soll der Verkehrsversuch im Sommer oder Ende 2020 starten. Die Tempo-30-Zone wird derweil für weitere fünf Jahre bestehen bleiben.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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