„In der Summe unerträglich“:
Verwahrlost der S-Bahnhof Tempelhof?

Wochenlang fanden im S-Bahnhof Bauarbeiten statt. Hier sind Arbeiter gerade dabei, ihr Equipment zu verstauen. Der Vorplatz wird für Gastronomie genutzt. | Foto: Philipp Hartmann
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Campierende Obdachlose, pöbelnde Trinkergruppen, Drogenhandel und ein schmutziger Vorplatz. Die SPD-Fraktion hat einiges aufgelistet, was ihr am S-Bahnhof Tempelhof nicht gefällt. Ihr stellvertretender Vorsitzender Christoph Götz spricht von einer Verwahrlosung des wichtigen Verkehrsknotenpunkts.

„Mich haben Beschwerden aus der Nachbarschaft erreicht. Ich bin mal hingefahren, zehn Minuten stehen geblieben und habe mir das angesehen“, erzählt Götz unserer Redaktion. Er wohnt seit 25 Jahren in Neu-Tempelhof, nahe dem Platz der Luftbrücke. Viele Anwohner kennen ihn und wenden sich an ihn, wenn sie etwas in ihrem Umfeld stört. Bei seiner Beobachtung am S-Bahnhof Anfang November kam der Bezirksverordnete zu dem Ergebnis, dass die Beschwerden berechtigt sind.

Eine Sache, die Christoph Götz besonders missfallen hatte, ist inzwischen wieder verschwunden. Wochenlang hatten in der Eingangshalle und am Bahnhofsausgang in Richtung Tempelhofer Feld Bauarbeiten stattgefunden. Dadurch war auch die Eingangstür bis auf einen schmalen Durchgang abgesperrt. „Zeitweise ist es schon schwierig, das Bahnhofsgebäude überhaupt zu verlassen oder zu betreten, weil die Örtlichkeiten zu eingeengt wurden und sich viel zu viele Passanten hier drängen. Am schlimmsten ist es an Wochenenden, wenn Tausende Besucher auf das Tempelhofer Feld strömen. Für Tempelhof ist das zum Fremdschämen“, erklärte Götz. Er habe gleich darauf die Bauaufsicht über den Zustand informiert, da er befürchtete, dass es bei einem Panikfall schwierig wäre, „die Leute schnell dort herauszubekommen“.

Zwei Tage später waren die Gerüste tatsächlich abgebaut. Die Kritik ist jedoch nicht verstummt. Christoph Götz sieht noch mehr Missstände, vor allem im Umfeld des Bahnhofs, wo die Situation „immer unangenehmer“ werde. „Vom ehemals großzügigen Vorplatz ist nur ein schmaler, schmuddeliger Durchgang zur Hoeppnerstraße verblieben“, sagt der SPD-Politker, der die Erklärung dafür gleich mitliefert. „Grundproblem vor dem Bahnhof ist, dass der Vorplatz bereits vor einigen Jahren privatisiert wurde. Für den Eigentümer ist die Vermietung der inzwischen parzellierten Fläche als Schankterrassen für die anliegende Gastronomie sowie an Einzelhändler eine attraktive Einnahmequelle. Flächen für die Öffentlichkeit reduzieren sich damit auf das Dürftigste.“ Eine Kontrolle durch öffentliche Stellen finde laut Götz auf dem Privatgrund nicht mehr statt. „Auch die S-Bahn scheint sich kaum mehr für die Situation zu interessieren.“

Die Sozialdemokraten wollen die Beteiligten daher an einen Tisch holen. Christoph Götz zählt Ordnungsamt, S-Bahn, Bundespolizei und den Grundstückseigentümer dazu. „Der müsste mal angesprochen werden, was das eigentlich dort werden soll“, so der Bezirksverordnete. „In der Summe ist das unerträglich. Jemand muss das Ganze koordinieren – und das kann meiner Meinung nach nur das bezirkliche Ordnungsamt sein.“ Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, plant Götz, bis zur Sitzung der Bezirksverordneten am 12. Dezember einen entsprechenden Antrag einzureichen. Darin möchte er vor allem den städtebaulichen Aspekt des Standorts in den Vordergrund rücken.

Wochenlang fanden im S-Bahnhof Bauarbeiten statt. Hier sind Arbeiter gerade dabei, ihr Equipment zu verstauen. Der Vorplatz wird für Gastronomie genutzt. | Foto: Philipp Hartmann
Wochenlang fanden im S-Bahnhof Tempelhof Bauarbeiten statt. Hier sind Arbeiter gerade dabei, ihr Equipment zu verstauen. Der Vorplatz wird von der Gastronomie genutzt. | Foto: Philipp Hartmann
Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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