Warenlieferung mit Lastenrad
Wirtschaftsförderung beantragt Micro-Hub am Te-Damm
Es ist eine Herzensangelegenheit der Bürgermeisterin. Um die Verkehrsbelastung auf dem Tempelhofer Damm deutlich zu senken, sollen Lastenräder eingesetzt werden. Auf der „letzten Meile“ sollen sie die Waren zu den Geschäften transportieren, was bisher Lieferfahrzeuge übernehmen.
„Am Anfang sind wir dafür von allen belächelt worden“, sagt Angelika Schöttler (SPD), die vor rund einem Jahr erstmals über diese Idee sprach. Ein Jahr später ist klar, wie die Umsetzung aussehen soll, doch der Durchbruch lässt auf sich warten. Auch deshalb sagt die Bürgermeisterin mittlerweile: „Wir sind ungeduldig.“ Das Problem ist der fehlende Warenumschlagplatz, der „Micro-Hub“. Dort sollen Lkw ihre Waren abladen, wo diese auf die Lastenräder verteilt und dann zugestellt werden können. Die Lieferfahrzeuge sollen nicht mehr den Te-Damm befahren. Auf diese Weise sollen Zweite-Reihe-Parker und Stau verhindert, die Lärmbelastung gemindert und zugleich die Sicherheit für die bislang zu Ausweichmanövern gezwungenen Radfahrer erhöht werden.
Die Suche nach einem geeigneten Platz unmittelbar am Te-Damm zog sich ein Jahr hin. Grund seien laut der Wirtschaftsförderung des Bezirksamts „große bürokratische Hürden“. Inzwischen ist der Favorit gefunden. Es handelt sich um den P+R-Parkplatz am S- und U-Bahnhof Tempelhof. Er hat unter anderem den Vorteil, direkt an der Stadtautobahn A100 zu liegen. Daher kann er von den von dort kommenden Lkw günstig angefahren werden. 50 Quadratmeter Fläche müssten für den Micro-Hub in Anspruch genommen werden. Das entspricht etwa acht bis zehn Stellplätzen. Ein Umstand, der von der CDU kritisch gesehen wird. So erklärte der Bezirksverordnete Christian Zander gegenüber der Berliner Woche, dass der Verlust weiterer P+R-Parkplätze die Attraktivität mindere, vom Auto auf die Bahn umzusteigen. Zuvor hatte eine Stichprobe an acht verschiedenen Tagen im September 2018 ergeben, dass die offiziell 55 Stellplätze nahezu immer voll belegt, durch wild parkende Autos teilweise sogar überbelegt waren.
Der Wirtschaftsförderung zufolge würden einige davon jedoch bereits seit geraumer Zeit von Schrottautos blockiert. Bei einem Vor-Ort-Besuch konnten auch wir feststellen, dass sich dort Autos ohne Kennzeichen befinden. Diese abzuschleppen und dabei zugleich die benötigte Fläche abzuzweigen, könnte eine Lösung für das Bezirksamt sein. Auf der Fläche sollen dann zwei Container aufgestellt werden. „Die Bereitschaft von vielen Händlern, dort mitzumachen, ist da“, betont Angelika Schöttler. Sie ist überzeugt, dass der Bezirk beim Lieferverkehr neue Wege gehen muss. „Ich setze mich dafür ein, dass innovative Lösungen ausprobiert werden. Nur so werden wir erfahren, welche positiven Effekte zu erzielen sind.“
Aktuell wird für den Standort, der dem Land Berlin gehört, ein Gutachten erstellt. Die Wirtschaftsförderung hat die Genehmigung für den Micro-Hub bereits beim Straßen- und Grünflächenamt beantragt. Schöttler erklärte diesbezüglich, dass es lediglich um eine zeitlich begrenzte Sondernutzung des Parkplatzes gehe. Nach einer Übergangszeit von einem Jahr soll der zentrale Warenumschlagplatz dauerhaft auf ein Privatgrundstück ziehen.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.