Rasierklingen made in Tempelhof
Bei Gillette an der Oberlandstraße arbeiten 750 Menschen / Fachkräfte werden dringend gesucht
Bürgermeister Jörn Oltmann (Bündnis 90/Die Grünen) stattet regelmäßig Betrieben im Bezirk einen Besuch ab. Kürzlich war er zu Gast im Gillette-Werk in der Oberlandstraße 75.
Es war der US-amerikanische Handelsreisende King Camp Gillette (1855-1932), der die austauschbare Rasierklinge um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert erfand. Verkaufte er im ersten Geschäftsjahr gerade einmal 51 Exemplare, gehen heutzutage weltweit mehr als sechs Milliarden Klingen jährlich von Band. Etwa die Hälfte kommt aus Berlin. Stapelte man die Jahresproduktion übereinander, dann würde fast tausendmal die Höhe des Berliner Fernsehturms erreicht.
Das Gillette-Werk ist Teil des Unternehmens Procter & Gamble, das seinen Hauptsitz in Cincinnati (Ohio) hat. Seit mehr als 80 Jahren ist es in Tempelhof ansässig. Hier sind rund 750 Mitarbeiter beschäftigt. Man sei stolz auf das „Made in Berlin“, dass sowohl für die Unternehmensführung als auch für die Mitarbeitenden ein Stück Identifikation mit der Hauptstadt und dem Standort symbolisiert. Das war deutlich bei der Unternehmenspräsentation herauszuhören. Werksleiter Christoph Reif, Personalleiterin Anja Nyilas und Gabriele Hässig, Geschäftsführerin Kommunikation & Nachhaltigkeit, machten deutlich, welchen Stellenwert der Standort im Konzern hat.
Doch auch in dem Traditionswerk an der Oberlandstraße macht sich der Fachkräftemangel inzwischen bemerkbar. Deshalb setzt Gilette verstärkt darauf, Mädchen und junge Frauen für eine Ausbildung zu interessieren, zum Beispiel für den Beruf Mechatronikerin. Beim jährlichen Girls‘Day Ende April sind beispielsweise immer Mädchen aus den umliegenden Schulen eingeladen. Für sie und auch für Jungen gibt es außerdem die Möglichkeit, ein Schülerpraktikum zu absolvieren. Erklärtes Ziel ist es, dass 50 Prozent der Auszubildenden möglichst bald aus Frauen besteht.
Ein weiteres Vorhaben ist es, die älteren Mitarbeiter weiter zu qualifizieren, damit diese mit den sich ständig ändernden Anforderungen klarkommen. Auch Nachhaltigkeit und Energieversorgung sind für das Unternehmen essenzielle Anliegen. Bürgermeister Jörn Oltmann zeigte sich beim Besuch davon beeindruckt, dass Menschen aus 22 Nationalitäten im Werk arbeiten.
„Gillette zeigt mit seinen unterschiedlichen Initiativen, welche neuen Wege auch ein großes Unternehmen in Bezug auf Fachkräftegewinnung gehen kann“, sagte er. Gemeinsam mit der bezirklichen Wirtschaftsförderung hat er zugesagt, die Firma dabei zu unterstützen, neue Mitarbeiter zu finden und sich mit anderen Firmen in Tempelhof-Schöneberg zu vernetzen.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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