Berliner Wahrzeichen verkauft
Tempelhof. Das Ullsteinhaus hat am 1. Oktober den Besitzer gewechselt. Die Unternehmensgruppe Becker & Kries, der das stadtbekannte Wahrzeichen seit 1985 gehörte, hat die historische und unter Denkmalschutz stehende Immobilie überraschend verkauft.
Den Namen des Käufers sowie den Kaufpreis haben die Verkäufer zwar nicht offiziell bekannt gegeben, aber laut Medienberichten haben die Gebrüder Samwer das rund 90 Jahre alte Gebäude in bester Lage am Tempelhofer Hafen erworben. Die drei Kölner Brüder sind erfolgreiche Internet-Unternehmer („Rocket Internet“). Inzwischen hat auch Becker & Kries den Verkauf soweit bestätigt.
Das historische Gebäude mit dem 77 Meter hohen Turm steht genau an der Schnittstelle zwischen Tempelhof und Mariendorf, am Mariendorfer Damm/Ecke Ullsteinstraße und gegenüber vom Tempelhofer Hafen. Er ist eine weithin sichtbare Landmarke an der Bundesstraße 96 (B 96) am Ufer des Teltowkanals.
Der Bau mit bewegter Geschichte wurde im Auftrag der Verlegerfamilie Ullstein 1925/26 nach den Plänen des Architekten Eugen G. Schmohl in damals revolutionär neuer Stahlbetonbauweise als Druckhaus Tempelhof mit rund 80 000 Quadratmetern Nutzfläche errichtet und rundum mit roten Backsteinklinkern beschichtet.
Viele Zeitungen, unter anderem die BZ und Morgenpost, sowie unzählige Bücher wurden einst in Tempelhof gedruckt. 1933 enteigneten die Nazis den Verlag der jüdischen Familie Ullstein und benannten ihn in Deutscher Verlag um. 1952 bekamen die ursprünglichen Besitzer ihr Eigentum zurück und verkauften das Verlagshaus wenige Jahre später an den Axel Springer Verlag.
Nachdem Springer 1966 ein neues Verlagshaus in Kreuzberg eröffnet hatte, verlor das Ullsteinhaus seinen ursprünglichen Zweck. Nach einigen Zwischennutzungen – unter anderem hatte das ehemalige Bezirksamt Tempelhof zeitweise einige Etagen angemietet – beherbergt der einstige Hauptsitz des Ullstein-Verlages, mit dem U-Bahnhof „Ullsteinstraße“ direkt vor der Haustür, seit den späten 90er-Jahren verschiedene Unternehmen. Zum Beispiel Projekt- und Ingenieurbüros, Marketingfirmen, Call-Center, ein Ärzte-Zentrum, die Lufthansa und das Deutsche Pressemuseum. Nun wird ein weiteres Kapitel aufgeschlagen. HDK
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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