Weniger Bread & Butter macht Sanierung möglich

Tempelhof. Der ehemalige Flughafen bereitet dem Senat zurzeit sicherlich kaum Freude. Erst durchkreuzte der erfolgreiche Volksentscheid die Bebauungspläne bezüglich des freien Flugfeldes und nun will sich die Modemesse "Bread & Butter" aus dem Flughafengebäude zurückziehen. Zumindest teilweise.

Seit 2009 findet die Messe zweimal jährlich jeweils einen Monat lang in allen Hangars, der Haupthalle und auf dem Flugvorfeld statt. Nach dem augenblicklichen Stand der Dinge wird es künftig wohl nur noch eine Sommer-Modemesse im Juli geben. Die Wintermesse soll nach Barcelona ziehen. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung "bedauert" diese Entscheidung des Veranstalters zwar, aber "bei allem Bedauern über den Umzug wird die Fashion Week im Winter auch ohne die Bread & Butter ihre Bedeutung haben", ließ Claudia Hamboch, Sprecherin der Senatsverwaltung, verlauten.

Durch die halbjährige Belegung durch Bread & Butter-Veranstaltungen war eine umfassende Sanierung und Entwicklung des denkmalgeschützten Ensembles mit insgesamt knapp 300 000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche bislang nicht möglich. Das könnte sich nun bald ändern, die Diskussion ist bereits in vollem Gange. "Der teilweise Rückzug der Modemesse gibt den Planungen für das Flughafengebäude mehr Flexibilität", erklärt zum Beispiel Florian Graf, CDU-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus. Der Landespolitiker aus Tempelhof fordert, dass "endlich Geld in die Hand genommen" werden müsse, "um das Flughafengebäude zu ertüchtigen" und meint, dass sich der Standort besonders "für Events, die kreative Szene und Großveranstaltungen eignen würde. Außerdem könnte die Dachterrasse ausgebaut werden. Und wenn das Alliierten-Museum kommt, könnte es mit dem ehemaligen Terminal in "eine Meile der Geschichte vom Checkpoint Charlie bis zum Platz der Luftbrücke eingebettet werden", so Grafs Vision. Der SPD-Wirtschaftsexperte Frank Jahnke bringt, obwohl er selbst den vorhandenen Bau nicht unbedingt für geeignet hält, wieder den Umbau zur Zentral- und Landesbibliothek ins Spiel. Quasi als Ersatz für den auf dem Feld geplatzten Neubau. Damit liegt er etwa auf Linie mit Ramona Pop. Die Fraktionschefin der Grünen hatte sich schon unmittelbar nach dem Volksentscheid für die Unterbringung der ZLB im Flughafengebäude ausgesprochen.

Damit könnte auch Katrin Lompscher, Ex-Senatorin der Linken, leben. Die Fachfrau für Stadtentwicklung packt aber noch einen Mix aus Hotellerie, Gewerbe, Ateliers, Behörden und Studentenwohnungen drauf. Die Kosten für Instandsetzung und Sanierung des Gebäudes bewegen sich nach vorläufigen Schätzungen um die 200 Millionen Euro.

Überflüssiger Modezirkus

Ein Kommentar von Horst-Dieter Keitel

Auch meinetwegen könnte oder sollte dieser abgehobene Modezirkus gleich ganz verschwinden. Insbesondere ärgern mich die von der Stadtregierung beziehungsweise sogar vom Regierenden Bürgermeister persönlich in dubiosen Verträgen eingeräumten Konditionen.

Kaum jemand weiß, und die, die es wissen, sagen es nicht, ob die Modemesse überhaupt ein Geschäft für die Stadt ist oder eben nicht. Entscheidend ist für mich allerdings etwas anderes: Es ist doch im Grunde wohl ein Unding, auf unbestimmt lange Sicht eine Sanierungs- und Entwicklungsblockade in Kauf zu nehmen, das Gebiet rund um den Platz der Luftbrücke jedes Mal zur Messe ins Chaos zu stürzen und alle, die damit nichts zu tun haben, zwei Monate pro Jahr aussperren zu lassen. Ob Berlin und insbesondere Tempelhof das vermissen würde, wage ich zu bezweifeln.

Horst-Dieter Keitel / hdk
Autor:

Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof

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