Architekten, Gestalter und Bildungsexperten forschen zu neuen Wohnformen

Jan Fritsche ist das Gesicht des spektakulären Projekts der „Tiny Houses“. | Foto: KEN
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Tiergarten. Jan Fritsche wird das Gesicht des spektakulären Projekts sein. Der Doktorand am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin wird ein Jahr lang den Versuch unternehmen, auf kleinstem Raum zu leben.

Fritsche ist einer der Akteure des Experiments „Bauhaus Campus Berlin“. Bis März 2018 werden Mitglieder einer internationalen Gemeinschaft von Kreativen im Hof des Bauhaus-Archivs und Museums für Gestaltung an der Klingelhöferstraße bis zu 20 sogenannte Tiny Houses errichten.

Die Tiny Houses – tiny: englisch für winzig – sind Minihäuschen auf Rädern. Jan Fritsches Tiny-Holzhaus hat gerade einmal eine Wohnfläche von 6,4 Quadratmetern. Da es eine stattliche Deckenhöhe von 3,60 Metern besitzt, finden neben Arbeits- und Schlafzimmer auch Bad und Küche darin Platz. Es bietet nur das Nötigste, was ein Mensch zum Wohnen braucht, ein Bett und ein Dach über dem Kopf. Gastgeberin Annemarie Jaeggi, Direktorin des Bauhaus-Archivs, ist von dem Vorhaben in ihrem Garten begeistert. Hier werde zu neuen und gerechteren Formen des Miteinanders studiert, gebaut und geforscht. „Dieses Experiment passt zum historischen Bauhaus als schulische Institution, in der bereits vor 100 Jahren neu über soziale Fragen des Wohnens nachgedacht wurde“, sagt Jaeggi.

Das erste Tiny House auf dem Bauhaus-Campus gilt als kleinste Wohnung Deutschlands und ist als Beitrag zur Debatte über bezahlbaren Wohnraum gedacht. Die Monatsmiete beläuft sich auf 100 Euro. Ein solches Häuschen koste rund 4000 Euro und könne an zwei Wochenenden gebaut werden, erläutert ihr Erfinder Van Bo Le-Mentzel. Entworfen hat es der gebürtige Laote, der 1979 mit seinen Eltern nach Deutschland floh, in Zusammenarbeit mit der evangelischen Hilfswerk-Siedlung GmbH. Van Bo Le-Mentzel ist gleichzeitig Gründer der Kreuzberger „Tinyhouse University“ (TinyU), der Initiatorin des Campus-Projekts. TinyU ist ein 2015 begonnenes Bildungsexperiment von Architekten, Gestaltern, Bildungsaktivisten und Flüchtlingen. Der Schwerpunkt liegt auf der Gestaltung und Umsetzung neuer Wohnkonzepte.

„Wir brauchen eine neue Baukultur, die schneller, kostengünstiger und partizipativer ist. Auf dem Bauhaus Campus Berlin wollen wir Alternativen erforschen zu Studentenheimen aus Seecontainern, Massenunterkünften für Flüchtlinge. Wir wollen eine temporäre Siedlung bauen und darin utopische Ideen erproben: neue Wirtschaftsformen, einen anderen Umgang mit Wasser und Abwasser, Essensresten und Bildungsformaten – kurz: Wir wollen Nachbarschaft neu denken“, erklärt Van Bo Le-Mentzel, der unter anderem mit seinen Hartz-IV-Möbeln schon Furore gemacht hat.

Ein Vorläufer von Van Bo Le-Mentzels TinyU ist wohl die amerikanische Bewegung „Small House Movement“. Sie propagiert ein umweltverträgliches, selbstgenügsames Wohnen in kleinen Häusern. Vorbilder solcher Mikrohäuser stehen in Tokio oder Barcelona und bereits seit 2005 in München. Für Studenten in Wohnungsnot entwickelte der Architekturprofessor Richard Horden (TU München) gemeinsam mit Studenten das „micro compact home“ mit drei Metern Kantenlänge.

Für die Öffentlichkeit ist das Tiny-Haus am Bauhaus-Archiv zugänglich. Auch Testübernachtungen sind geplant. Im April folgen die nächsten Mini-Häuser, darunter eine Werkstatt für geflüchtete Frauen und ein Projekt zur autarken Wasserselbstversorgung.

TinyU organisiert Veranstaltungen wie ein monatliches Treffen, den „Tiny Bauhaus Salon“. Für die diesjährige Lange Nacht der Museen am 26. August planen das Bauhaus-Archiv und die Campus-Akteure ein umfassendes Sonderprogramm. KEN

Weitere Informationen unter www.bauhauscampus.berlin.
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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