Die Kinder werden eingepasst: Elternvertretung der Allegro-Schule beklagt Raumnot
Tiergarten. Verhältnismäßigkeit? Pustekuchen. Katja Kaba von der Gesamtelternvertretung (GEV) der Allegro-Grundschule wundert sich. In Tiergarten nimmt die Zahl der Einwohner und damit auch die von Schulkindern zu. Das Bezirksamt aber lässt laut GEV die Sache schleifen.
In Tiergarten wird viel gebaut. Entsprechend wächst die Bevölkerung im Stadtteil. Die Prognosen für die Schülerzahlen zeigen nach oben. „Nach der aktuellen Berliner Schulstatistik wird auch die Allegro-Grundschule in den kommenden Jahren circa 20 Prozent mehr Schüler aufnehmen“, sagt Kaba.
In der Allegro-Grundschule aber herrsche ab dem kommenden Schuljahr Raumnot, sagt Kaba. „Nun werden die Klassen über die Grenze vollgestopft und Standards für Raumgrößen heruntergesetzt.“ Und „ohne Not“, wie Kaba sagt, habe das Bezirksamt eine ganze Etage in der Schule auf zehn Jahre vermietet. An die benachbarte AWO-Kita „Maulwurf“.
Der Umzug ist für Februar oder März 2018 geplant, heißt es aus der Abteilung für Facility Management des Bezirksamts. Die Umbauarbeiten in der Schule laufen. Vor Beginn der Schulferien veranstalteten die Eltern eine Protestaktion. „Hände weg von unserer Schule“ war auf ihren Transparenten zu lesen.
„Uns wurde gesagt, dass zuerst Ausweichräume für die 15 Räume im Erdgeschoss geschaffen werden, bevor die Kita die Etage übernimmt“, sagt Jutta Richter, Vorsitzende des Fördervereins der Schule. Geschehen sei bisher nichts. Der Schulbetrieb sei „erheblich gefährdet“.
Der Allegro-Grundschule mit 370 Schülerinnen und Schülern blieben bei der Vermietung an die Kita nur noch zweieinhalb Etagen des vierstöckigen Schulhauses, rechnet Kaba vor. Eine halbe Etage sei bereits von der Volkshochschule belegt. Weitere Räume nutze der Caterer „Drei Köche“.
„Das Bezirksamt Mitte scheint die Sache kreativ anzugehen“, sagt Kaba. Nach der neuesten Raumaufstellung sind besenkammergroße Neun-Quadratmeter-Räume kurzerhand zu vollwertigen Klassenzimmern erklärt worden. „Jetzt werden doch die Kinder eingepasst“, schimpft Kaba. Dabei gebe es in demselben Gebäude sechzig Quadratmeter große Räume für Lerngruppen von zwölf Erwachsenen. „Da wundert man sich doch über die Verhältnismäßigkeit.“
Weder das Musikprofil der Schule noch der sonstige Schulbetrieb seien gefährdet, sagt Schulstadtrat Carsten Spallek (CDU). Im Bezirk seien die Prognosen für die Schülerzahlen ganz unterschiedlich, so Spallek. In Tiergarten-Süd sehe es ganz anders aus als beispielsweise im Weddinger Parkviertel. „Eine Verkleinerung des Schulstandortes ist nicht geplant.“
Gleichwohl meint der Bezirksstadtrat, der steigende Raumbedarf an vielen Schulen im Bezirk Mitte werde nicht vollständig und rechtzeitig durch Um-, An- oder Neubauten zu decken sein. „Bereits vor einigen Jahren war erkennbar, dass ein großer Bedarf an zusätzlichen Schulplätzen entstehen wird. Allerdings ist es versäumt worden, rechtzeitig gegenzusteuern und entsprechende Maßnahmen einzuleiten.“ KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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