Ackern auf der Großbaustelle
Stadtbad Tiergarten soll im Sommer 2023 wieder öffnen

Planen das neue Stadtbad: Pola Pollok und Timo Wodtke von Gollwitzer Architekten.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Seit vier Jahren ist das Stadtbad Tiergarten nun schon Großbaustelle. Nächsten Sommer soll es wiedereröffnen – wenn alles glatt geht. Die Fassade ist bereits fertig saniert. Was noch so alles ansteht, verrieten Berliner Bäder-Betriebe und Architekten beim Baustellenrundgang.

Beim Eröffnungstermin blieb Matthias Oloew lieber vorsichtig. Wegen knapper Materialien und Lieferengpässen bei den Baufirmen hatte der Sprecher der Berliner Bäder-Betriebe hier allzu oft vertrösten müssen. „Aber wir sind guter Hoffnung, das Bad im Spätsommer 2023 wieder öffnen zu können.“ Das wäre dann vier Jahre nach der Schließung des Stadtbades Tiergarten und dem Beginn seiner aufwendigen Modernisierung. Der Typenbau an der Seydlitzstraße war 35 Jahre lang pausenlos in Betrieb.

Schäden am Beton

Dass sich inzwischen trotz Pandemie einiges getan hat, sieht man von außen. Die Fassade ist energetisch erneuert und mit einer Außentreppe als Fluchtweg versehen. Und auch drinnen geht es voran auf der Großbaustelle. Die neue Haustechnik ist in Arbeit, ebenso wie die Eingangshalle, die Umkleiden, Duschen und die drei Schwimmbecken. Wobei die Becken neben der maroden Bausubstanz des Hauses mit die größte Herausforderung für die „Studio Gollwitzer Architekten“ sind. „Wir haben viele Betonschäden gefunden“, berichtete Planerin Pola Pollok bei der Baustellenführung. Verursacht vom Chlor, da die alten Becken keine Fliesen hatten. Das wird nun nachgeholt.

Fünf Meter hohe Kletterwand

Highlight im neuen Stadtbad ist eine fünf Meter hohe Kletterwand im Sprungbecken – einzigartig in der Berliner Bäderlandschaft. Wer hochklettert, kann sich von oben ins Wasser klatschen lassen. „Ein großen Spaßfaktor für Jugendliche“, so Matthias Oleow. Die 1,7 Tonnen schwere Kletterwand wird auf dem Beckenboden gerade zusammengebaut und später hochgehievt. Neu sind dann auch die Sprungtürme. Die bleiben aber drei und ein Meter hoch wie die alten. Eine Glaswand trennt die Sprunghalle künftig von der Haupthalle, damit laute Musik und volle Kurse die entspannten Schwimmer im 50-Meter-Becken nicht stören. Das ist momentan noch mit einer riesigen Plane überzogen, weil die Belüftung fehlt und zu viel Baustaub in der Luft hängt. Der Beton ist mittlerweile komplett überholt. Als nächstes wird das Becken bis zur Oberkante der Rinne testweise mit Wasser gefüllt. „Dann sehen wir, wo das Becken undicht ist, bevor wir abdichten und fliesen“, erklärte Architektin Polo Pollok.

Außenbecken und Kinderplansche geplant

Dazu bekommt die Haupthalle 40 Oberlichter und eine gewellte Deckenstruktur. Melaminharzschaumplatten schlucken den Schall. „Das macht das Schwimmen und Arbeiten hier angenehmer.“ Wie vorher lässt sich das Becken in einen Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich trennen. Neu sind mobile Beckenlifter, Unterwasserscheinwerfer und eine Fußbodenheizung. Sitzbänke laden zum Verweilen ein, und durch eine Glasfassade kann man direkt auf den Wintergarten gucken. Draußen soll das Stadtbad zudem ein 25-Meter-Außenbecken und eine Kinderplansche bekommen. Das wird laut Bäder-Sprecher aber erst nach der Wiedereröffnung des Stadtbades fertig. Gebaut wird im laufenden Betrieb, kündigte Oloew an. „Das Bad muss deshalb nicht wieder schließen.“ Ein Problem ist allerdings noch die Finanzierung. Weil sich der Edelstahl so verteuert hat, fiel das Außenbecken wieder raus aus dem Förderprogramm. Statt kalkulierter 2,8 Millionen Euro liegt der Preis jetzt schon bei sechs Millionen Euro. Um die Fördermittel müssen sich aber nicht die Bäderbetriebe, sondern das Bezirksamt Mitte kümmern.

Noch viel zu tun

Nächste Station der Führung war das Nichtschwimmerbecken. Das ist bereits hellblau gefliest. „Damit das Wasser eine schöne Farbe bekommt“, so Oloew. Was noch fehlt, sind runde Podeste, neue Sitzstufen und beheizte Sitzbänke für die Kinder. Wenn alles fertig ist, werden alle drei Schwimmbecken ihren eigenen Wasserkreislauf haben. Der Vorteil: „Wir können in jedem Becken die Wassertemperatur regeln.“ Neu werden im sanierten Stadtbad auch die Markierungen sein. Die Signalfarbe Rot kennzeichnet künftig den Publikumsbereich, also Hallen, Gänge, Türen und Garderoben. Türkise Fliesen schmücken dagegen intime Bereiche wie Duschen und Toiletten. Gleich hinter der Garderobe mit Schränken und Umkleiden liegt das Foyer. Dort sieht es jetzt noch aus wie in einer Fertigungshalle. Als Eyecatcher bekommt der Haupteingang später eine warme Holzfassade. Auch das Hausdach wird noch begrünt. Unterm Strich verbraucht das neue Stadtbad mit Dämmung, moderner Heizung, Lüftung und Wasseraufbereitung viel weniger Energie als vorher. Das Planungsteam schätzt die Energieeinsparung auf rund 30 Prozent. Damit könnte sich der CO2-Ausstoß um bis zu 16 Tonnen pro Jahr verringern.

Das Stadtbad Tiergarten war 1984 eröffnet worden und ersetzte das abgerissene Stadtbad in der Turmstraße.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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