„Bäume wollen wir dafür nicht fällen“
Umweltamt hat Bedenken wegen geplantem Besucherzentrum des Deutschen Bundestages
Das Vorhaben war etwas in Vergessenheit geraten, doch dann veröffentlichte Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel (Bündnis 90/Die Grünen) seine Bedenken gegenüber dem geplanten Neubau eines Besucher- und Informationszentrums für den Deutschen Bundestag aus ökologischer und denkmalpflegerischer Sicht. Und der stellvertretende CDU-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Stefan Evers, befürchtet wegen der Bedenken Verzögerungen bei Planung und Bau.
Viele Fragen seien dazu noch ungeklärt und Bäume wolle man dafür im Großen Tiergarten auch nicht fällen, sagt Stephan von Dassel. Gegen den Vorwurf etwaiger Verzögerungstaktik verwahrt sich der Bürgermeister. Laut Berliner Staatssekretär Sebastian Scheel (Die Linke) werden derzeit Umweltgutachten erstellt. Dabei stimme sich die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen eng mit dem Umweltamt des Bezirks Mitte ab. Im Herbst können sich die Behörden und andere Träger öffentlicher Belange zu Wort melden. Ökologische und denkmalpflegerische Fragen würden durchaus berücksichtigt. Anfang 2019 werden die Baupläne öffentlich ausgelegt. Gebaut wird erst, wenn das Abgeordnetenhaus zugestimmt hat. Das Landesdenkmalamt hat grundsätzlich keine Einwände gegen die Planung. Nach ihrem Urlaub will die im Bezirk Mitte für Straßen und Grünflächen zuständige Stadträtin Sabine Weißler (Bündnis 90/Die Grünen) zu den Sorgen ihres Fachbereichs hinsichtlich des Besucherzentrums Stellung nehmen.
Im November 2015 hatte der Ältestenrat des Deutschen Bundestages den Beschluss für den Bau eines neuen Besucher- und Informationszentrums südlich der Scheidemannstraße im Tiergarten gefasst. Es soll die Container vor dem Reichstagsgebäude ersetzen. Dort werden die jährlich rund 2,4 Millionen Besucher des Reichtagsgebäudes und seiner Kuppel kontrolliert.
Die Container wurden 2011 auf Anraten des Bundeskriminalamtes kurzfristig aufgestellt. Laut Bürgermeister von Dassel sind die Container illegal. Fürs Aufstellen wurde nie eine Genehmigung erteilt. Das neue Besucherzentrum mit einer Gesamtfläche von 6600 Quadratmetern soll unter anderem Seminarräume, einen Shop, Garderoben und ein Bistro bieten und gleichzeitig als sicherheitskontrollierter Zugang für alle Besucher des Reichstagsgebäudes dienen.
Um den Charakter des Reichstagsgebäudes als Einzelbauwerk zu erhalten, ist ein unterirdischer Tunnel vom Zentrum zum Parlament geplant. Die Gesamtkosten des Zentrums einschließlich Tunnel dürfen nicht mehr als 150 Millionen Euro betragen. Ein Jahr nach dem Ältestenratsbeschluss wurde ein Architektenwettbewerb für das Bauvorhaben ausgelobt. In der Jury vertrat Senatsbaudirektorin Regula Lüscher als Sachpreisrichterin das Land Berlin. Vom Bezirk saß niemand im Preisgericht. Aus dem Wettbewerb gingen gleich mehrere Sieger hervor: die Zürcher Markus Schietsch Architekten GmbH mit Lorenz Engster Landschaftsarchitektur & Städtebau GmbH sowie die Berliner Markus Bonauer, Michael Bölling und rw+ Gesellschaft von Architekten mbH zusammen mit capattistaubach Landschaftsarchitekten.
Die Federführung beim Bauvorhaben hat das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Das stimmt sich eng mit dem Deutschen Bundestag, dem Bundesbauministerium und dem Berliner Senat ab. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen ist Herrin des Bebauungsplanverfahrens und unterstützt den Bauherrn bei Abstimmungen mit den zuständigen Stellen in der Berliner Verwaltung.
Die Entscheidung für den Standort war nach umfangreichen Machbarkeitsstudien gefällt worden. Die Tiefbauarbeiten für das künftige Besucherzentrum werden sehr anspruchsvoll sein. Denn es müssen vor allem die wichtigen denkmalgeschützten Tiergarten-Alleen und die zahlreichen Leitungstrassen im Untergrund berücksichtigt werden.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.