Mangel „kreativ verwalten“: Eltern und Verwaltung streiten über Raumnot an der Allegro-Schule
Tiergarten. Es war viel von „Temperaturen“ die Rede an diesem Abend im Paul-Gerhardt-Raum der evangelischen Elisabeth-Klinik. Zumeist waren sie hoch. Das Stadtteilforum Tiergarten-Süd hatte Stadtrat Carsten Spallek (CDU) zu Gast. Das Hauptthema: das Raumangebot in der Allegro-Grundschule.
Der Ausklang des alten Schuljahres im Juli war unruhig an der „Allegro“. Am 14. Juli hatten im Erdgeschoss die Bauarbeiten für die geplante Kita „Maulwurf“ der Arbeiterwohlfahrt (AWO) begonnen. Eltern protestierten dagegen. Bereits eingezogen sei die Volkshochschule, so die Vorsitzende der Gesamtelternvertretung der Allegro-Schule, Katja Kaba. Übrig blieben für die Schule zweieinhalb Stockwerke. Die Berechnung von 2,1 Schulzügen aus dem Jahre 2014 seien falsch, sagte Kaba. „Es sind jetzt 2,74 Züge. Wir haben drei Räume zu wenig.“ Der Bezirk sei „sehr kreativ“ gewesen und habe die Raumgrößen einfach verringert, damit es passe, behauptet die Elternvorsitzende. Dabei steige die Schülerzahl in Berlin und in Tiergarten-Süd. In der Tat werden nach neuesten Berechnungen in den nächsten Jahren in der Hauptstadt 100 000 Schulplätze fehlen.
Die Eltern fordern von der Verwaltung, die jetzigen Raumgrößen an der Schule zu erhalten, sonst leide die Qualität des Unterrichts. Die Allegro-Schule könne Räume des „Lernhauses Pohlstraße“ nutzen, sagte Katja Kaba. Das „Lernhaus“, das in einem seinerzeit leerstehenden Gebäudeteil der Schule untergebracht ist, ist eine Kooperation von Volkshochschule, damaligem Quartiersmanagement Magdeburger Platz und örtlichem Bildungsverbund. Dort werden aktuell unter anderem Integrationskurse für Flüchtlinge angeboten.
Carsten Spallek erwiderte, Eltern würden Unwahrheiten verbreiten und hätten eine „Besetzeraktion“ veranstaltet. „Das ist schlicht nicht okay“, so ein sichtlich erregter Stadtrat. Alle Beteiligten seien für „vernünftige Schulräume“. Gleichzeitig würden in Berlin auch Kitaplätze benötigt. Darauf gebe es sogar einen Rechtsanspruch.
Den Schwarzen Peter schiebt Spallek dem Land Berlin zu. Das habe über 15 Jahre zu investieren versäumt und im Kiez „irrerweise“ öffentliche Flächen verkauft. Jetzt könne nur der Mangel kreativ verwaltet werden. Denn auch die Fertigstellung von Neu- oder Ausbauten dauere bis zu acht Jahren. In der Hälfte der Zeit fehlten bezirksweit aber schon Plätze für rund 550 Kinder. „Ich stehe mit dem Rücken zur Wand“, so Carsten Spallek.
Gleichzeitig betont der Schuldezernent, dass die Allegro-Schule auch nach dem Kita-Einzug 3,2-zügig bleibe. Das bezirkliche Schulamt und die Schulaufsicht des Senats hätten die Räume für ausreichend befunden. Von allen Schulen im Bezirk weise die Allegro-Schule in den vergangenen sechs Jahren den höchsten Flächenverbrauch je Schüler auf.
Während Stadtteilkoordinator Michael Klinnert dem Bezirk Kalkül vorwarf, weil bei einem schlechten Ruf einer Schule Eltern versuchten, ihre Kinder anderweitig anzumelden und sich das Raumproblem auf diese Weise löse, schlug Carsten Spallek vor, sich bei einem sprunghaften Anstieg der Schülerzahlen an der Allegro-Schule am Beispiel Turmstraße 75 zu orientieren. Dort hat Stadträtin Sabine Weißler (Grüne) für die Bezirksamtsabteilung Bildung und Kultur Eigenbedarf angekündigt und dem Berlin Kolleg Räume entzogen. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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