Rettung aus der „Möhre“
Berliner Feuerwehrleute trainieren die Bergung eines Verletzten in der Reichstagskuppel

Die Höhenretter der Berliner Feuerwehr bergen von der Kuppel des Reichstags aus eine Person aus der "Möhre". | Foto: Dirk Jericho
11Bilder
  • Die Höhenretter der Berliner Feuerwehr bergen von der Kuppel des Reichstags aus eine Person aus der "Möhre".
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Erstmals haben Spezialisten der Feuerwehr in der Reichstagskuppel die Bergung einer verletzten Person aus der „Möhre“ trainiert. So nennen dort alle das trichterförmige „Lichtumlenkelement“, das den Plenarsaal mit Tageslicht versorgt.

Seit über 20 Jahren klettern mehrmals im Jahr Wartungsmechaniker in den markanten Spiegelkegel. Die beeindruckende Konstruktion mit 360 Einzelspiegeln lenkt von der Kuppel diffuses Tageslicht in den zehn Meter tiefer gelegenen Saal. Das Innere der „Möhre“ steckt voller Technik. Über den Spiegelkonus wird auch die verbrauchte Luft aus dem Plenarsaal abgesaugt. Im Brandfall dient der Kegel als Entrauchungsanlage. Techniker klettern regelmäßig über Steigleitern in den Konus, um die Maschinen zu warten. Doch was, wenn einer in der engen Konstruktion abrutscht und sich verletzt? Diese Frage stellten sich auch Sicherheitsinspektoren. „Bislang ist zum Glück immer alles gut gegangen“, sagt Bundestagssprecher Frank Bergmann.

Der "Patient" in der Reichstagskuppel ist wohlauf. | Foto: Dirk Jericho
  • Der "Patient" in der Reichstagskuppel ist wohlauf.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Sein Haus bat die Feuerwehr, eine mögliche Bergung zu üben. Und so nutzten die Höhenretter die parlamentarische Sommerpause zum Training. Olaf Stracke war mit der Arbeit seines Teams sehr zufrieden. Der Brandoberinspektor ist Leiter der Höhenrettung. „Das war ein spannender Einsatz“, so der Chefkletterer. Denn die „Möhre“ ist eng und verwinkelt; eine Trage mit einem Verletzten durch das Nadelöhr über Seilzüge nach oben zu hieven bedeutet Millimeterarbeit. Fünf Kletterprofis hatten bei dem Einsatz alle Hände voll zu tun. Im Innern mussten mehrere Umlenkungen gebaut werden, „das ist technisch relativ aufwendig“, erklärt Stracke. Nach 25 Minuten war das Unfallopfer geborgen. „Das war schon sehr komplex“, sagt Höhenretter Wolfgang Remus. Er hat oben in der Kuppel die Seile in den Einstiegsschacht dirigiert.

Training an Kränen und Hochhäusern

Im Innern des Reichstagsgebäudes waren die Höhenretter der Feuerwehr noch nie. Zu Einsätzen wurden sie schon öfter gerufen, wenn irgendwelche Aktivisten draußen am Gebäude hängen. Insgesamt gibt es 48 Höhenretter bei der Feuerwehr, die in schwierigen Situationen Menschenleben retten sollen. Sie trainieren an Kränen und an Hochhäusern wie zum Beispiel der 100 Meter hohen Pyramide in Marzahn. Bergungen werden auch regelmäßig von der Evakuierungsplattform am Fernsehturm geübt. Die Profis seilen sich von der Kugel ab und ziehen sich hinüber zum Rettungsring in 200 Meter Höhe.

Blick in den engen Lichtkegel mit mehreren Zwischenplattformen.  | Foto: Dirk Jericho
  • Blick in den engen Lichtkegel mit mehreren Zwischenplattformen.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Berlins Höhenretter sind auf der Feuerwache Marzahn stationiert. Dort trainieren sie auch regelmäßig an der Kienberg-Seilbahn die Rettung aus den Gondeln. Sollten im Notfall alle 48 Kabinen geräumt werden müssen, hätten die Retter Großeinsatz. Mehrere Teams müssten über die Stützen und Fahrseile zu den Kabinen klettern, um die Passagiere dann abzuseilen.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 272× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 908× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 251× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.