Ausstellung am Potsdamer Platz: Kunst aus Industrieabfall
Tiergarten. Nach seiner erfolgreichen Teilnahme an der Entdeckerkunstmesse „Berliner Liste“ im vergangenen Jahr präsentiert der taiwanesische Künstler Kang Mu-Xiang seine tonnenschweren Skulpturen nun auf dem Potsdamer Platz. Die Open-Air-Ausstellung „Aus den Trümmern wiedergeboren“ ist bis zum 20. August zu sehen.
Ein embryohaftes Gebilde gleißt im Sonnenlicht. Seine Oberfläche erinnert an die monumentalen, abstrakten Skulpturen aus Chromnickelstahlröhren des Künstlerpaares Brigitte Denninghoff und Martin Matschinsky. Doch die Arbeiten des 1961 in Tongxiao, in der Provinz Miaoli in Taiwan geborenen Kang Mu-Xiang sind anders.
Skulpturen aus Stahlkabeln
Der Künstler, der als „der primitive Mann des modernen Taiwan“ bezeichnet wird, verwendet für seine Skulpturen wie die auf dem Potsdamer Platz ausrangierte Stahlkabel der Hochgeschwindigkeitsaufzüge, die Besucher des Wolkenkratzers Taipei 101 in Taipeh hinauf zur Aussichtsplattform befördern. Die alten Stahlseile mussten von Fett gereinigt und unter hoher Temperatur biegsam gemacht werden, um sie in Form zu bringen. Die Arbeiten dauerten Monate. Kang schafft mit seinen Arbeiten nicht nur ein Bewusstsein für den Umweltschutz. Er lässt in sie auch Vorstellungen fernöstlicher Philosophie wie Wiedergeburt oder den Kreislauf des Lebens einfließen.
Kang Mu-Xiang ist Spross einer aristokratischen taiwanesischen Familie, die in dritter Generation die traditionelle Holzschnitzerei pflegt. Kang wurde im Alter von 13 Jahren in diese Kunst eingeführt und hat sich seither zum modernen Künstler weiterentwickelt. Er ist einer der wenigen Kunstschaffenden aus Taiwan, die international bekannt geworden sind. Eine Konstante in seinem künstlerischen Schaffen aber ist die Verbundenheit mit der Natur. 2002 begann er mit Holzarbeiten aus Treibholz, das der Taifun zurückgelassen hatte. Seit 2013 arbeitet Kang Mu-Xiang mit alten Stahlkabeln. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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