Göttin der Blüte gebietet über wilde Tiere
Bronzeensemble restauriert und auf dem Floraplatz wiedervereint
Der Große Tiergarten ist eine Parkanlage ersten Ranges. Sie besitzt eine wechselvolle Geschichte und zahlreiche bedeutende Plastiken und Denkmäler. Nun ist dieses Gesamtkunstwerk um eine weitere Attraktion reicher.
In einem gemeinsamen neunmonatigen Projekt haben die Untere Denkmalschutzbehörde des Bezirks Mitte, das Landesdenkmalamt und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die Tierplastiken am Floraplatz restaurieren und aufstellen lassen.
Mit der Aufgabe wurde das Büro für Denkmalpflege, museale und archäologische Restaurierung sowie Restaurierungsplanung, „Restaurierung am Oberbaum“ (RAO) von Jan Hamann und Thomas Lucker, betraut. Die Recherchen übernahm die Kunsthistorikerin Nicola Vösgen. Begleitet wurde das Projekt von der Archäologie-Agentur Dr. Dittrich & Geßner. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 450 000 Euro. Mit 50 000 Euro hat die von Hinckeldey-Stiftung für die Pflege preußischer Kulturdenkmäler in Berlin und Brandenburg die Restaurierung finanziell unterstützt.
Plastiken waren über den Park verteilt
Jetzt sind sie alle wieder versammelt: zwei Bisons, zwei Hirsche, zwei Elche, ein Stier und ein Bär. Die beiden letztgenannten Tierfiguren mussten von der Skulpturengießerei Knaak in Bronze nachgegossen werden. Sie sind vermutlich zwischen 1949 und 1951 gestohlen worden. Die übrigen Plastiken waren im Park immer vorhanden, wenn auch über verschiedene Aufstellungsorte verstreut. Die Firma Knaak hat sie restauriert.
75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs sei es gelungen, die Tierplastiken des Bildhauers Siemering, ein bedeutendes Denkmalensemble im Großen Tiergarten, vorbildlich zu restaurieren und am Originalstandort wieder zu vereinigen, so Landeskonservator Christoph Rauhut. „Hiermit wird ein wichtiger Baustein des ‚Masterplans für den Denkmälerbestand im Großen Tiergarten‘ umgesetzt, auf dessen Basis in den vergangenen zehn Jahren bereits so bedeutende Standbilder wie Goethe, Lessing, die Königin Luise aber auch das Musikerdenkmal erfolgreich restauriert wurden“, erläutert Rauhut.
Alle Tierplastiken tragen eine einheitliche Patina und sind mit einer schützenden Wachsschicht überzogen. Sie stehen genau an den Stellen am Floraplatz, an denen sie einst aufgestellt waren. Naturwissenschaftlich-archäologische Untersuchungen und verschiedene Suchgrabungen ermittelten die Lage der Fundamente.
Ursprünglich geschaffen für Washington-Denkmal
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts steht in der Mitte des im späten 18. Jahrhundert von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff angelegten und seither mehrfach umgestalteten Floraplatzes eine vergrößerte zweite Ausführung der „Amazone zu Pferde“ von Louis Tuaillon (1862-1919). Einige Jahre zuvor waren auf Wunsch Kaiser Wilhelms II., eines passionierten Jägers, acht lebensgroße Tierplastiken um die Amazone herum aufgestellt worden. Wilhelm hatte im Atelier von Rudolf Siemering (1835-1905) Gipsabgüsse von ihnen gesehen. Der Bildhauer hatte die Bronzen wildlebender Tiere Nordamerikas ursprünglich für das George-Washington-Denkmal in Philadelphia geschaffen. Der Kaiser ließ sie nachgießen und am Floraplatz aufstellen.
Das Interesse bei Besuchern des Floraplatzes ist groß. Doch nicht jeder kann sich mit der Anordnung anfreunden: „Verloren im Raum“, „vor zu dunklem Hintergrund“, wird kritisiert. Und mancher wünscht sich eine Plastik wieder zurück in den Rosengarten.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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