Da thront und strahlt er wieder: Das Richard-Wagner-Denkmal wurde saniert
Tiergarten. War hier Christo am Werk? Eingepackt in eine graue Plane war noch bis vor Kurzem vom thronenden Maestro gegenüber der indischen Botschaft an der Tiergartenstraße nichts zu sehen. Nun ist das Richard-Wagner-Denkmal enthüllt – und abgesehen von den Einschusslöchern aus dem Zweiten Weltkrieg so neu wie damals bei seiner Einweihung im Oktober 1903.
Aufwendig ist das monumentale Sitzdenkmal des Komponisten (1813-1883) – allein die Wagner-Figur ist 2,7 Meter hoch – und seiner Opernhelden saniert worden. Zunächst hatten Restauratoren eine Grundinstandsetzung vorgenommen. Wind und Wetter hatten dem Denkmal sehr zugesetzt. Die Experten beseitigten Risse mit Kunstharz, schlossen Fugen und reinigten die ergraute Oberfläche mit einer Speziallösung. Anschließend fing erst die komplizierte Arbeit am Monument an. Die Figuren sind ramponiert. Schuld ist der Vandalismus, dass Zwerg Alberich aus der Operntetralogie „Der Ring des Nibelungen“ Barttracht und Oberlippe abhanden gekommen waren, einer Rheintochter von ebendort etwas vom Sitzfleisch, Siegfried einige Finger oder seiner Brünnhilde der große Zeh.
Insgesamt 66 Teile hatten die Bildhauer aus Potsdam und Halle zu ersetzen. Die Ergänzungen wurden zunächst in Gips geformt und später in Marmor übertragen. Diesen seit der Antike an den Flanken des Pentelikon-Gebirges nahe Athen gebrochenen Marmor hatte der Schöpfer des Denkmals für den Musikgenius Richard Wagner, Gustav Eberlein (1847-1926), verwendet. Zu den Sanierungsarbeiten gehörte auch die Reinigung des mit Plexiglas versehenen Tonnengewölbes. Die Glas-Stahl-Konstruktion schützt das Denkmal seit 1987 vor schädlichen Witterungseinflüssen. Zusätzlich ist der Stein mit einer Wachsschicht überzogen.
Für die Maßnahme hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt seit 2014 insgesamt 190.000 Euro in den Landeshaushalt eingestellt.
Das Richard-Wagner-Denkmal wurde von dem ehemaligen Opernsänger und Kosmetikproduzenten Ludwig Leichner (1836-1912) gestiftet. Gustav Eberlein, zu dieser Zeit einer der meistbeschäftigten Berliner Bildhauer der „Wilhelminischen Staatskunst“, erhielt den Auftrag für das Denkmal von Kaiser Wilhelm II. Mit viel gesellschaftlichem Pomp wurde es am 1. Oktober 1903 in Gegenwart des kaiserlichen Prinzen Eitel Friedrich von Preußen enthüllt. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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