Die diesjährige Sommerausstellung im Kupferstichkabinett widmet sich dem Reisen
Tiergarten. Berlin ist Reiseziel von Millionen Touristen. Zudem findet hier die führende Fachmesse der internationalen Tourismuswirtschaft, die ITB Berlin, statt. Es liegt also nahe, dass sich einmal die Staatlichen Museen dem Thema „Reisen“ widmen. Das Kupferstichkabinett am Kulturforum zeigt in seiner populären Reihe der Sommerausstellungen Reisebilder von Albrecht Dürer bis Olafur Eliasson.
Das erste, was der Besucher beim Betreten der Ausstellung „Wir suchen das Weite“ sieht, ist eine monumentale Ansicht von Kairo, 1549 in Venedig von Matteo Pagano in 21 Holzblöcke geschnitten. Kairo gehörte schon im Mittelalter zu den größten Städten der Welt. Diplomaten, Händler und Pilger reisten in die Metropole am Nil. Mit größter topografischer Genauigkeit zeigt Pagano das Häusergewirr, Straßen, Plätze, Moscheen und die Zitadelle. Auch die Pyramiden und die Sphinx sind zu erkennen, ebenso exotische Pflanzen und Tiere.
Menschen haben sich schon immer auf Reisen begeben. Und die älteste Form des Reisens war zu Fuß „mit schwerem Gepäck und leichtem Gemüt“, wie es in der Ausstellung heißt. Später griff man für die eigene Mobilität zu Hilfsmitteln: zu Pferden, Trosswagen und Kutschen, in der Moderne zu Schiff, Eisenbahn, Auto, Bus und Flugzeug.
Den Aufbruch in die große weite Welt oder auch „nur“ in die nähere Umgebung, in die Heimat, hat die Kunst zu allen Zeiten motivisch verarbeitet. Wie das geschah und geschieht, erläutert diese exzellente Ausstellung. Präsentiert werden die „schönsten, verlockendsten und kuriosesten Reisebilder aus über fünf Jahrhunderten“, so Kupferstichkabinett-Direktor Hein-Thomas Schulze Altcappenberg.
Das Gezeigte stammt in Gänze aus der eigenen großen Sammlung des Kupferstichkabinetts und eröffnet in sechs Etappen ein weites Panorama von Kunst auf Papier. Da ist ein farbiges Aquarell des reiselustigen Albrecht Dürer, der Ende des 15. Jahrhunderts unterwegs ins Italienische eine Festung auf einem Berg, vielleicht Burg Segonzano im Val di Cembra, im Bild festhielt. Staunenswert sind die Tropenlandschaften der Humboldt-Künstler oder das Paradies eines Paul Gauguins bis hin zur letzten Reise, wie sie unter anderem ein Hans Baluschek gemalt hat, oder der Blick auf die Welt von oben, wie ihn der in Berlin lebende dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson in seiner „Cartographic Series No. 3“ aus dem Jahre 2004 wirft.
Besucher können bis 25. September dienstags, mittwochs und freitags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags von 10 bis 20 Uhr und an den Wochenenden von 11 bis 18 Uhr in dieser unterhaltsamen und informativen Ausstellung auf Reisen gehen, ganz im Geiste eines Erasmus von Rotterdamm: „Ich möchte Weltbürger sein, überall zu Hause und, was noch entscheidender ist, überall unterwegs“. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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