Die größte Elefantenanlage Deutschlands: Spatenstich zum Ausbau des Löwentors
Tiergarten. Zukunftsmusik im tierreichsten Zoo der Welt: Direktor Andreas Knieriem präsentiert den Plan für die nächsten 20 Jahre. Demnach erhalten Elefanten auf dem Erweiterungsareal im Tiergarten ein neues Reich. Und am Hardenbergplatz grüßen Nashörner, Orang Utans und Gorillas.
Alpakas bekamen es als erste zu Spüren. Sie mussten in diesen Tagen fortziehen, auf dass ihr Platz am Löwentor eine andere Bestimmung erhält. Denn von hier aus sollen ab Sommer 2016 viel mehr Besucher in den Zoologischen Garten strömen als bisher. Dass die Verdoppelung der Kassen auf nunmehr acht unumgänglich war, weiß jeder, der schon einmal bis zum Hutmacher-Hochhaus Schlange stand.
Und dass die deutlich geweitete Pforte demnächst auch einen Souvenirshop bereithält – ein Zeichen der Zeit. Rund vier Millionen Euro nimmt Zoo-Direktor Andreas Knieriem für diese Maßnahme in die Hand. Und er will dabei nicht länger abwarten, wie der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf über die Erneuerung des Hardenbergplatzes verfügt. Denn die Zeit drängt.
Was der nun vorgelegte Entwicklungsplan aufführt, skizziert das stramme Zukunftsprogramm des Zoos für die nächsten 15-20 Jahre. Und darin enthalten sind Vorhaben, die den Charakter der Anlage als traditionsbewussten City-Zoo zwar respektieren, aber doch größere Einschnitte bringen als man erwartet hatte.
Überraschung Nummer eins: Direkt hinter dem Löwentor kommt es zum Wiederaufbau der historischen Elefantenpagode – wobei hier aber andere Dickhäuter schnauben werden. Nämlich Nashörner, sowohl die badefreudige Panzerart aus Indien als auch die spitzmäuligen afrikanischen Vettern.
Gegenüber, wo jetzt Elefanten in einem recht kleinen Areal ihr Dasein fristen, will Knieriem lieber Orang Utans und Gorillas ansiedeln, was wiederum zu Entlastung führt im Affenhaus. Eine ähnliche Ausdünnung der Arten zugunsten von mehr Raum für jeden einzelnen Bewohner wird im Raubtierhaus erwartet. Und im Eisbärengehege, das entweder die Anlage für Wölfe oder jene für Braunbären schlucken wird. Die beliebten weißen Riesen sollen sich laut Knieriem in einer neuen Tundralandschaft auch einmal schmutzig machen dürfen – „sie brauchen ja keinen Nordpol, aber auf jeden Fall mehr Platz als jetzt.“
Besucher wollen Tiere sehen, die sich wohlfühlen, keine traurigen Geschöpfe – so lautet Knieriems Grundsatz. Demnach reißt er künftig auch im Vogelhaus Mauern ein, die derzeit so dick seien, dass sie einem Tyrannosaurus-Angriff standhielten. In Knieriems Vision vom Zoo kommen Mensch und Tier sich nah, erblicken einander durch dezente Scheiben. Trennende Wände sollen nach Möglichkeit verschwinden.
Wer Elefanten finden will, muss in Zukunft aber den ganzen Zoo durchqueren. Ihnen gebührt ein neues Reich in der Erweiterungsanlage im Tiergarten, wo die Platzverhältnisse und Haltungsbedingungen dem Stand der Zeit entsprechen. „Mit 2,3 Hektar wird das die größte Elefantenanlage Deutschlands“, verspricht der Direktor. Und dort betten sich die Dickhäuter nachts nicht mehr auf Beton, sondern auf weichen Sand.
Kostenpunkt für alle Vorhaben: Etwa 60 Millionen Euro. Und die holt sich der florierende Zoo anders als der klamme Tierpark nicht vom Steuerzahler, sondern aus eigenen Rücklagen und Einnahmen. Sie sollen auch dadurch steigen, dass ein junges, Smartphone-affines Publikum Lust auf Besuche verspürt. Mehrsprachige Apps sind derzeit in Arbeit. Damit findet man sicher jeden Zoobewohner am neuen Ort – nicht erst in 15 bis 20 Jahren. tsc
Autor:Thomas Schubert aus Charlottenburg |
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