Schicksale dieseits und jenseits der Mauer
Doku-Schau zeigt "Erlebte Geschichte" aus dem Berlin der 60er-Jahre

Kameramänner filmten weltberühmte Szenen im Berlin der Mauerjahre. Sie selbst aber blieben oft vergessen.  | Foto: Ralf Günther
  • Kameramänner filmten weltberühmte Szenen im Berlin der Mauerjahre. Sie selbst aber blieben oft vergessen.
  • Foto: Ralf Günther
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

60 Jahre nach dem Mauerbau präsentieren vier Berliner Kameramänner ihr filmisches Werk von damals. Die Doku-Schau eröffnet zum historischen Datum am 13. August im Arts Club Berlin.

Ereignisreiche Jahre prägten das Berlin der Nachkriegszeit. Tausende flohen von Ost nach West. Am 13. August 1961 begann der Bau der Mauer durch Berlin. Zahlreiche Dokumentationen, aber auch Spielfilme machten tragische Fluchten und den Schmerz über die Teilung der Stadt weltweit bekannt. Doch die Kameramänner dieser filmischen Ikonen wurden vielfach vergessen. Viele kämpften vergebens um ihre Urheberrechte, während die weltweite Vermarktung ihrer Arbeiten teils gewaltige Gewinne einfuhr.

Nun stellt der Verein Berliner Künstler vier Berliner Kameramänner mit ihren filmischen Werken vor, die Weltgeschichte geschrieben haben. Es sind Dieter Hoffmann, Georg P. Pahl, Georg O. E. Pahl und Herbert Ernst. Sie filmten damals auch das Alltägliche an der Grenze, die Menschen, die hinüberschauten und dokumentierten so mit großer Ästhetik die Schicksale diesseits und jenseits der Mauer. Darunter sind weltberühmte filmische Sequenzen wie die Flucht der Familie Matern, der Sprung des Volkspolizisten Conrad Schumann, der Friedensmarsch des Libanesen Edmond Khayat, die Panzerkonfrontation und der Abtransport des sterbenden Peter Fechter und die berühmten Fluchtszenen im nördlichen Berlin zwischen Pankow und Reinickendorf. All das zeigt die Ausstellung „Erlebte Geschichte“ aus dem Berlin (West) der 60er-Jahre, die in Zusammenarbeit mit dem freien Dokumentar-Film-Team (DDT) entstanden ist.

Viele filmische Sequenzen entstanden Freihand, bei 24 Bildern pro Sekunde und einer kurzen Verschlusszeit. Deshalb sind Bewegungsabläufe leicht verschwommen oder unscharf. Als Kontrast dazu werden Drucke von Glasnegativen vorgestellt, die in den 20er-Jahren entstanden. Die Motive pausieren quasi vor der Kamera, halten still, während der Fotograf sein Motiv anvisiert und den Atem anhält, um im größten Moment der inneren Ruhe den Auslöser zu drücken. Parallel zu den Motiven und Serienbildern laufen filmische Sequenzen vom Bau der Mauer und den Fluchten auf einem Monitor. Herbert Ernsts Filme zum Beispiel zeigen trotz Mauer ein mauerfreies West-Berlin. Der Kameramann liebte filmische Satiren.

Die dokumentarische Ausstellung „Erlebte Geschichte“ eröffnet am 13. August um 19 Uhr im Arts Club Berlin am Schöneberger Ufer 57. Sie ist bis zum 22. August zu sehen. Zum Auftakt wird auch die gleichnamige Publikation von Ralf Gründer vorgestellt. Am 16. August lädt der Arts Club Berlin zum Gespräch mit den Filmdokumentaristen Georg Pahl und Dieter Hoffmann ein. Beginn ist um 19 Uhr.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 544× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 831× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 807× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.187× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.