Kunstbibliothek zeigt Mode aus der Zeit des Ersten Weltkriegs

Über die neue Mode kann man sich nur wundern, meint der Karikaturist Thomas Theodor Heine in der Satirezeitschrift "Simplicissimus". | Foto: Caspar
  • Über die neue Mode kann man sich nur wundern, meint der Karikaturist Thomas Theodor Heine in der Satirezeitschrift "Simplicissimus".
  • Foto: Caspar
  • hochgeladen von Helmut Caspar

Tiergarten. Während vor 100 Jahren Millionen Männer auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs verbluteten oder verletzt wurden, mussten Frauen in der Heimat für die Kriegswirtschaft bis zum Umfallen schuften. Wie sich das auf die Frauenmode auswirkten, schildert die Kunstbibliothek am Kulturforum in Ausstellung "Krieg und Kleider - Modegrafik zur Zeit des Ersten Weltkriegs".

Mit Verwunderung registrierte damals die Männerwelt, wie sich die Frauen kleideten, was sie sich mit ihren Frisuren und Make-up erlaubten. Rauschende Roben, kostbare Stoffe, dicke Juwelen waren gestern, einfache Konturen, zurückhaltende Farben waren Mode. "Die Krieger aber, die im Jahre 1919 nach Haus zurückkehrten, fanden Frauen und Mädchen mit Pagen- und Knabenköpfen vor. Das lange, prächtige Haar war gefallen, ein neuer, unheimlich eindeutiger, ein sachlicher und simpler Stil kündigte sich an", schrieb ein Kenner der Szene nach dem Krieg.

Adelheid Rasche, die Kuratorin der Ausstellung, spricht von einer erstaunlichen Vitalität in der Modegeschichte zwischen Jugendstil und den 20er-Jahren. "Unser Wissen über die Kleidermode dieser Zeit speist sich nicht nur aus Zeitschriften, sondern auch aus privaten Zeitzeugnissen, Alltagsbildern und erhaltener Kleidung", sagt die Expertin. Nach dem Krieg habe man Neuerungen wie die deutlich verkürzte Rocklänge beibehalten sowie schlicht-sportliche Tageskleidung getragen. Jetzt wurde Seiden- und Wolljersey getragen, und Schwarz gewann Boden als Modefarbe. Adelheid Rasche freut sich, erstaunliche, selten gezeigte Exponate aus dem reichen Bestand der von ihr geleiteten Sammlung "Modebild - Lipperheidische Kostümbibliothek" präsentieren zu können. Viele Exponate atmen patriotischen Zeitgeist. Angesichts gravierender Probleme bei der Beschaffung von Stoffen, des Fehlens von Arbeitskräften, des Ausbleibens von kaufkräftigen Kunden und sinkender Kaufkraft musste man sich auf das Notwendige und Praktische beschränken.

In Deutschland wurde das Motto "Los von Paris" auch im Bereich der Mode populär. Die Dame von Welt trug jetzt sogenannte Reformröcke, hüllte sich in bequeme Stoffe und fiel dadurch auf, dass sie mehr Körper als früher zeigte. Der Wandel hat nicht jedem Zeitgenossen gefallen, weshalb Satire- und Witzblätter mit Wonne den neuen Modestil verulkten.

Die Schau ist bis zum 18. Januar zu sehen. Die Kunstbibliothek am Matthäikirchplatz 6 ist Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr sowie am Wochenende von 11 18 Uhr geöffnet, der Lesesaal kann Montag bis Freitag von 9 bis 20 Uhr genutzt werden.
Helmut Caspar / HC
Autor:

Helmut Caspar aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 562× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 846× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 824× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.202× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.