Kupferstichkabinett gibt NS-Raubkunst zurück und erwirbt das Werk rechtmäßig

In der Federzeichnung „Athena empfiehlt dem König die Künste“ um 1700/1720 stellt die Göttin dem preußischen König die Personifikationen verschiedener Künste vor. | Foto: SPK
  • In der Federzeichnung „Athena empfiehlt dem König die Künste“ um 1700/1720 stellt die Göttin dem preußischen König die Personifikationen verschiedener Künste vor.
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Tiergarten. Das Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen am Kulturforum hat eine Zeichnung als NS-Raubkunst identifiziert, an die Erben des einstigen Besitzers zurückgegeben und für die Sammlung erneut erworben.

Es handelt sich um eine allegorische Zeichnung „Athena empfiehlt dem König die Künste“ des Architekten Jean Baptiste Broebes aus dem 18. Jahrhundert. Sie gehörte einst dem Berliner Kunstsammler Fritz Haussmann (1885-1956). Haussmann war Rechtsanwalt am Kammergericht und ein erfolgreicher Geschäftsmann. Im Sommer 1938 emigrierte Fritz Haussmann in die Schweiz, weil die Repressalien des nationalsozialistischen Regimes gegenüber der jüdischen Bevölkerung stetig zunahm. Seine Kunstsammlung italienischer Bilder des 17. und 18. Jahrhunderts ließ er in seiner Berliner Wohnung zurück, wo Haussmanns Mutter weiterhin wohnte. Vermutlich nach der „Reichskristallnacht“ im November 1938 beschloss auch die Mutter Deutschland zu verlassen. Sie stellte bei der NS-Devisenstelle einen Antrag auf Ausfuhr der Wohnungseinrichtung und der Kunstgegenstände. Doch war die von den Nazis erhobene „Reichsfluchtsteuer“ so hoch, dass Hausmanns Mutter gezwungen war, die wertvollsten Werke aus der Kunstsammlung an das Kaiser-Friedrich-Museum, das heutige Bode-Museum, abzugeben.

Schon 2007 hatte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) eines dieser Werke aus der Haussmann-Sammlung an die Erben zurückgegeben und bei ihren Recherchen entdeckt, dass noch zwei weitere Kunstwerke unrechtmäßig in den Besitz der Staatlichen Berliner Museen gelangt sind. Eine dieser Arbeiten konnte jetzt einwandfrei identifiziert und restituiert werden.

Aufarbeitung längst nicht abgeschlossen

Die Aufarbeitung der Sammlungen sei wichtig und auch 25 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch nicht abgeschlossen, sagt Hermann Parzinger. „Es ist erfreulich, dass wir zur Wiedergutmachung des geschehenen Unrechtes beitragen konnten“, so der SPK-Präsident weiter. Rechtsanwältin Imke Gielen von der Berliner Kanzlei von Trott zu Solz Lammek sagte im Namen der Erben: „Wir begrüßen die nicht nachlassenden Provenienzrecherchen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und hoffen, dass im Zuge dieser Recherchen auch noch das dritte Werk aus der Kunstsammlung Haussmann im Sammlungsbestand aufgefunden werden kann.“ Die Zeichnungen des französischen Kupferstechers, Festungs- und Zivilbauarchitekten Broebes (1660-1720) sind wenig bekannt. Das Kupferstichkabinett besitzt sechs weitere Werke von ihm. „Athena“ ist die qualitätvollste. Jean Baptiste Broebes musste als Hugenotte 1685 sein Heimatland verlassen und trat später in brandenburgische Dienste. Er lehrte an der Akademie der Künste als Professor. KEN

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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