Moderne Technik überführt berühmten Maler der "Verschlimmbesserung"

Diese Grafik aus dem Kupferstichkabinett zeigt, wo Joshua Reynolds in das Rembrandt- Bild eingriff. | Foto: KEN
2Bilder
  • Diese Grafik aus dem Kupferstichkabinett zeigt, wo Joshua Reynolds in das Rembrandt- Bild eingriff.
  • Foto: KEN
  • hochgeladen von Karen Noetzel

Tiergarten. Kunsthistoriker sind dank neuester Techniken der "Verschlimmbesserung" eines berühmten Gemäldes auf die Spur gekommen. Davon erzählt bis 31. Mai eine Kabinettausstellung in der Gemäldegalerie.

Der "Täter" ist fast so berühmt wie das "Opfer": Sir Joshua Reynolds (1723-1792), einer der einflussreichsten englischen Maler seiner Zeit, hat ein Gemälde Rembrandts (1606-1669) "überarbeitet". "Susanna und die beiden Alten", heute im Besitz der Gemäldegalerie am Kulturforum, gehörte von 1769 bis zu seinem Tod dem Engländer. Reynolds, der Rembrandt-Arbeiten eifrig sammelte und neben dem Berliner Susanna-Gemälde noch weitere Darstellungen der Bibelgeschichte um die schöne und fromme Frau und zwei alte, lüsterne Richter von Rembrandts Hand besaß, glaubte sich wegen seines ungewöhnlich umfassenden Einblicks in den Entstehungsprozess des Gemäldes wohl berufen, selbst Hand anzulegen.

"Da der Zustand des Bildes auch heute noch sehr gut ist, kann im 18. Jahrhundert keine Notwendigkeit für eine Restaurierung bestanden haben. Es ist daher davon auszugehen, dass es sich bei den Überarbeitungen um eine Art von ,Verbesserung‘ gehandelt haben dürfte", mutmaßen die Ausstellungskuratoren Katja Kleinert, Claudia Laurenze-Landsberg und Holm Bevers. Die Fachleute weisen in der Schau am Matthäikirchplatz nach, dass Reynolds ganze Partien mit flüssigem Lösungsmittel auswischte, in anderen Bildbereichen vorhandene Farbschichten dünnte beziehungsweise nur die oberen entfernte, bevor er sie übermalte oder bloßgelegt stehen ließ. In großen Bereichen des Bildes trug er eine grünlich-braune Farbe auf und veränderte so den ursprünglich kühlen Farbwert.

Aber auch ohne große Technik konnten die Ausstellungsmacher nachweisen, dass der englische Malerfürst Rembrandts Bild manipuliert hat. In der weltweit bedeutendsten Sammlung von Rembrandt-Zeichnungen des Berliner Kupferstichkabinetts fanden sie eine 1769 entstandene Grafik aus England, die das Susanna-Gemälde in seinem ursprünglichen Zustand des Bildes zeigen, "eine Art historischer Schnappschuss", sagen die Kuratoren.

Rembrandt hatte zwölf Jahre lang an dieser Susanna gearbeitet, die heute zu seinen großen Meisterwerken zählt, und das Bild zweimal verändert. Auch von diesen Versionen und dem intensiven Entstehungsprozess in den Jahren zwischen 1635 und 1647, der nun erstmals in allen Einzelheiten nachvollziehbar ist, erzählt die Ausstellung. Und erstmals sind auch Vorstudien Rembrandts sowie Zeichnungen und Ölstudien seiner Schüler zu sehen. Auch ein Beleg dafür, dass der Meister und seine Schüler sich rege zu diesem Thema ausgetauscht hatten.

Die Ausstellung ist bis 31. Mai dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, sonnabends und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet zehn, ermäßigt fünf Euro.
Karen Noetzel / KEN
Diese Grafik aus dem Kupferstichkabinett zeigt, wo Joshua Reynolds in das Rembrandt- Bild eingriff. | Foto: KEN
Rembrandt hat das Gemälde zweimal geändert. 120 Jahre bearbeitete Joshua Reynolds das Bild noch einmal. | Foto: KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 541× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 830× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 807× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.187× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.