Unerhörte Klänge dank Elektrizität: Ausstellung zu elektronischen Musikinstrumenten
Tiergarten. Das Musikinstrumenten-Museum betritt Neuland. „Noch nie wurden in unserem Haus derart komplexe, in vielen Fällen sehr seltene Objekte vorgestellt“, sagt Museumsdirektorin Conny Sybilla Restle. Bis 25. Juni lautet das Motto in der Tiergartenstraße 1: "Good Vibrations".
"Good Vibrations", benannt nach der Hitsingle der Beach Boys von 1966, in der ein Elektro-Theremin oder Tannerin zum Einsatz kam, widmet sich der Geschichte der elektronischen Musikinstrumente.
Seit den 1920er-Jahren experimentierten musisch begabte Naturwissenschaftler und naturwissenschaftlich geprägte Musiker mit den Möglichkeiten, die die Elektrizität bot. Pioniere waren Lev Sergejewitsch Termen, Erfinder des Theremin, das der Musiker mithilfe von Handbewegungen über zwei Antennen „spielt“, und Friedrich Trautwein, der das nach ihm benannte Trautonium ab 1928 baute. Seine Klangvielfalt reicht über Streicher und Orgeltöne bis hin zu menschenähnlichen Stimmen und metallischen Geräuschen. Nicht zu vergessen der Uhrmachersohn Jörg Mager und sein Sphärophon. Er präsentierte es zum ersten Mal 1926 auf dem Kammermusikfest in Donaueschingen der Öffentlichkeit. Oder Robert Moog, der Schöpfer eines der revolutionärsten Instrumente der elektronischen Musik, des Synthesizers.
"Good Vibrations" zeigt ebenfalls Sample-Instrumente, elektronische Orgeln und Synthesizer, alle seit den 1960er-Jahren entwickelt und noch heute dem Ohr wohlvertraut. Legendär sind die ausgestellten Rhythmusmaschinen, Alternativen Interfaces und Externen Controller.
Einblicke in jüngste Entwicklungen und die Zukunft der elektronischen Musikinstrumente geben beispielsweise die in der Schau präsentierten Software-Instrumente.
Das Musikinstrumenten-Museum konnte für „Good Vibrations“ aus seinen eigenen reichen Beständen schöpfen. Leihgaben aus Deutschland, Europa, Kanada und den USA ergänzen die Schau eindrücklich. Die Ausstellung wurde vom Senat großzügig aus dem Hauptstadtkulturfonds unterstützt. Die gelungene Ausstellungsgestaltung erfolgte in Zusammenarbeit mit der Universität der Künste. Die elektronischen Musikinstrumente, so Direktorin Restle, hätten, anders als filigran gebaute Geigen, eine Ästhetik, an der man sich „reibt“.
Die Ausstellung wird durch ein umfangreiches Rahmenprogramm ergänzt. Dazu gehören Workshops für Erwachsene und Kinder sowie Konzerte prominenter Künstler. So treten am 22. April um 18 Uhr Benoît and the Mandelbrots auf. Zum krönender Abschluss der Ausstellung geben Tangerine Dream am 24. Juni, 19 Uhr, ein Konzert. Der Eintritt kostet 14 Uhr, ermäßigt acht Euro. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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